Blitzlicht
Nadja Neumann

Parasiten beeinflussen, wie viel ihre Wirte fressen

Parasiten können die Nahrungsaufnahme ihrer Wirtstiere erheblich beeinträchtigen. Forscherinnen und Forscher des IGB haben nun in einer Meta-Analyse quantifiziert, dass Tiere mit Parasitenbefall im Durchschnitt ein Viertel weniger fressen als ihre nicht infizierten Artgenossen.

Gegensätzliche Daphnien-Wirte: Starke parasitäre Infektion (linke Seite) gegenüber nicht infizierten Individuen (aus dem D. longispina-Komplex). Die schwarzen Bereiche in Daphnien zeigen dichte Ansammlungen von parasitären Sporen, die durch den Hefeerreger Metschnikowia bicuspidata verursacht werden. | Foto: Wolinska Lab

Parasiten sind die heimlichen Gewinner der Natur: Sie steuern wichtige Körperfunktionen und Verhaltensweisen ihrer Wirtstiere und regulieren so die Dynamik ganzer Lebensgemeinschaften. Der Stoffwechsel der Wirtstiere kann durch direkte und indirekte Veränderungen der Nahrungsaufnahme, der Verdauung oder des Energiehaushaltes beeinflusst werden.

In einer Meta-Analyse von 68 Studien zur Nahrungsaufnahme parasitenbefallener Tiere konnten IGB-Forschende zeigen, dass infizierte Wirbellose und Wirbeltiere im Durchschnitt etwa 25 Prozent weniger fressen als ihre nicht infizierten Artgenossen.

Die Wirtstiere fressen nicht nur weniger, die Unterschiede in der Nahrungsaufnahme sind auch ausgeprägter

Die Parasiteninfektion erhöhte auch die Variabilität der Nahrungsaufnahme um 25 Prozent. Das bedeutet, dass die Tiere sehr unterschiedlich viel fressen. „Das deutet darauf hin, dass einige infizierte Wirte ihr Such- und Fressverhalten anpassen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Eine Meta-Analyse der Varianz kann also helfen, verborgene Effekte von Parasiten aufzudecken und unser Verständnis biologischer Prozesse zu verbessern“, erklärt die Studienleiterin Agata Mrugała.

Auch Merkmale des Wirtstiers spielen eine Rolle: bei Weibchen ging die Nahrungsaufnahme besonders stark zurück. „Das könnte daran liegen, dass infizierte Weibchen in der Schwangerschaft oft Schwierigkeiten haben, ihren hohen Energiebedarf zu decken“, sagt Koautor Jonathan Jeschke. Auch zeigten infizierte Wirbeltiere eine stärkere Reduktion der Nahrungsaufnahme als infizierte Wirbellose.

Wichtige Erkenntnis für experimentelle Ansätze mit Parasiten

In der Studie zeigten Wirbellose, die auf natürliche Weise mit Parasiten infiziert wurden, einen stärkeren Rückgang der durchschnittlichen Fressrate als experimentell infizierte Wirtstiere, welche andererseits eine höhere Variabilität in der Nahrungsaufnahme zeigten. „Dies ist eine sehr wichtige Information für Studien mit Parasiten, um gegebenenfalls das experimentelle Design entsprechend anpassen zu können“, erklärt Koautorin Justyna Wolinska.

Selected publications
Ansprechpersonen

Justyna Wolinska

Programmbereichssprecher*in
Forschungsgruppe
Evolutionsökologie von Krankheiten

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