In Deutschland entnehmen Hobbyfischer den Binnengewässern mehr Fische als die kommerzielle Fischerei. Diese Akteure beim Gewässerschutz einzubinden, ist deshalb ein wichtiger Ansatz unserer transdisziplinären Forschung. Durch die Beteiligung der Angler und Gewässerwarte gelangen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis – und umgekehrt: Die enge Zusammenarbeit liefert wichtige Impulse für unsere eigene Forschung. Unser Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf den komplexen Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt (sozial-ökologische Forschung). Wie verhalten sich Angler am Gewässer, und wie lassen sie sich optimal in Managementmaßnahmen einbeziehen? Wie wirkt sich der Besatz von Fischen durch Angelvereine auf die Fischgemeinschaften und die ökologischen Funktionen im Gewässer aus? Wie lassen sich Bestände langfristig erhalten und nutzen? Und welche Maßnahmen helfen dem Tierschutz? Diese und andere Fragen bearbeiten wir gemeinsam mit Anglern und Angelvereinen sowie mit Partnern aus dem Arten- und Naturschutz.
Meldungen zum Thema
Publikationen zum Thema
Recreational killing of wild animals can foster environmental stewardship
Die Autor*innen erweitern in dem Perspektivenartikel die Kontroverse „Freizeitnutzung von Wildtieren“ um eine neue Sichtweise: Durch eine emotional intensive Interaktion zwischen Jäger*in / Angler*in u. dem Wildtier könne ein Verantwortungsbewusstsein, ein „Environmental Stewardship“, entstehen. Und das wiederum könne ein Anreiz sein, sich ein Leben lang für Umwelt- und Tierschutz zu engagieren.
Ecosystem-based management outperforms species-focused stocking for enhancing fish populations
In groß angelegten Ganzseeexperimenten hat ein Forschungsteam in Zusammenarbeit mit Angelvereinen 20 Seen ökologisch aufgewertet. Die Fische profitierten deutlich von den Verbesserungen der Lebensräume. Fischbesatz hingegen erzielte keine nachhaltig positiven Effekte. Die Studie zeigt, wie wichtig es sowohl für den Artenschutz als auch für die fischereiliche Nutzung ist, Gewässer zu renaturieren.
Recreational angling and spearfishing on social media: insights on harvesting patterns, social engagement and sentiments related to the distributional range shift of a marine invasive species
Die Autor*innen verglichen die ökologischen u. sozialen Dimensionen des Freizeitangelns u. Speerfischens auf den invasiven Blaufisch (Pomatomus saltatrix) in Italien anhand von digitalen Videos u. den dazugehörigen Daten. Die Studie zeigt, wie wertvoll die Erforschung sozialer Medien ist, um die Dimensionen der marinen Freizeitfischerei im Zusammenhang mit der Ausbreitung von Arten zu verstehen.
Evolutionary impact of size-selective harvesting on shoaling behavior: individual-level mechanisms and possible consequences for natural and fishing mortality
Die Autor*innen stellen ein Mehrgenerationenexperiment mit Zebrabärblingen als Modell vor, um die Auswirkungen der größenselektiven Fischerei auf das Schwarmverhalten zu verstehen. Mithilfe hochauflösender Ortung und Modellierung zeigen sie, dass sich der Schwarmzusammenhalt so verändert, das ein Kompromiss zwischen individueller Wachsamkeit und der Nutzung sozialer Hinweise abgebildet wird.
Big-data approaches lead to an increasedunderstanding of the ecology of animal movement
Die Autor*innen stellen Methoden vor, die hochauflösende Ortungs-Technologien mit Big-Data-Analysen kombinieren, um die Bewegungen von Fischen und anderen Tieren exakt nachzuvollziehen. Auf der Grundlage der modernen Ortungstechnologie lassen sich die Auswirkungen von Umwelt- und Klimaveränderungen auf die Tierwelt besser verstehen und auf dieser Basis der Natur- und Artenschutz voranbringen.