Schadstoffe und Belastungen
Gewässer werden von Menschen intensiv genutzt und sind deswegen verschiedenen Belastungen ausgesetzt. Wir erforschen die komplexen Zusammenhänge und Wirkungen der unterschiedlichen Stressoren: Wie gelangen Nähr- und Schadstoffe in unsere Oberflächengewässer, welche Faktoren sind dabei zentral, und wo sind Flüsse und Seen in einem besonders schlechten Zustand? Nährstoffeinträge von Stickstoff und Phosphat können beispielsweise die Wasserqualität beeinträchtigen und zu Algenblüten führen. Pharmaka und Biozide werden in Kläranlagen häufig nicht vollständig abgebaut, gelangen so in Flüsse und Seen und können den Hormonstoffwechsel von Fischen und Amphibien beeinträchtigen. Als Folge des Bergbaus können Kali und Sulfat die angrenzenden Gewässer belasten. Landnutzungswandel, Urbanisierung, Gewässerverbauung und die zunehmende künstliche Beleuchtung bei Nacht (Lichtverschmutzung) erhöhen den Druck auf unsere Binnengewässer zusätzlich. Bei unserer Forschung erkennen wir die menschliche Nutzung als wichtigen Teil der Wirklichkeit an – nur so lassen sich zukunftsfähige Lösungen entwickeln.
Meldungen zum Thema
Publikationen zum Thema
Mixtures of organic micropollutants exacerbated in vitro neurotoxicity of prymnesins and contributed to aquatic toxicity during a toxic algal bloom
In dieser Studie wurde untersucht, wie organische Mikroverunreinigungen und die Algentoxine Prymnesine als Mischungen in Wasserextrakten aus der Oder interagieren, und zwar anhand neurotoxischer Wirkungen auf menschliche Nervenzellen in vitro. Prymnesine dominieren die neurotoxische Wirkung, aber viele der nachgewiesenen organischen Mikroverunreinigungen verstärken deren tödliche Wirkung.
Unpredicted ecosystem response to compound human impacts in a European river
Die Autor*innen haben die wichtigsten Umweltfaktoren zusammengestellt und analysiert, die zur Massenentwicklung der Brackwasseralge Prymnesium parvum in der Oder im Sommer 2022 geführt haben. Die Datensynthese zeigt, wie mehrere Stressfaktoren zusammenkamen, damit sich eine Alge, die normalerweise in stehendem Salzwasser gedeiht, in einem völlig untypischen Lebensraum massenhaft vermehren konnte.
Temperatures and hypolimnetic oxygen in German lakes: Observations, future trends and adaptation potential
Eine Untersuchung der Sauerstoff- und Temperaturtrends in 46 deutschen Seen ergab, dass die Temperaturen vor allem an der Oberfläche, nicht aber im Tiefenwasser angestiegen sind. Dies führte zu stärkerer Schichtung und geringeren Sauerstoffkonzentrationen. Szenarien zeigten, dass diese Folgen des Klimawandels auf den Sauerstoffgehalt durch Nährstoffreduktion kompensiert werden könnten.
Widely used herbicide metolachlor can promote harmful bloom formation by stimulating cyanobacterial growth and driving detrimental effects on their chytrid parasites
Die Studie untersucht die Auswirkungen des Herbizids Metolachlor auf Wirts-Parasiten-Interaktionen zwischen dem giftigen Cyanobakterium Planktothrix agardhii und seinem Chytrid-Parasiten Rhizophydium megarrhizum. Metolachlor förderte das Wachstum der Cyanobakterien und verursachte multi- und transgenerationale negative Auswirkungen auf die Fitness der Parasiten. Diese sind jedoch reversibel.
Exposure protocol for ecotoxicity testing of microplastics and nanoplastics
Von Mikro- und Nanoplastik (MNP) gehen Gefahren aus. Allerdings gibt es für diese Stoffe noch keine harmonisierten Richtlinien für die zuverlässige Prüfung ihrer Ökotoxizität. Forschende mit Beteiligung des IGB haben neue Protokolle entwickelt, mit denen sich die Giftigkeit dieser Substanzen auf Boden- und Gewässerökosysteme standardisiert bewerten lässt.