Blitzlicht
Stella A. Berger

Seelabor: Fluss-Seen-Systeme im Fokus

Seeökosysteme leiden überproportional stark unter anthropogenem Druck und den Auswirkungen des Klimawandels. Insbesondere Seen entlang von Flusssystemen befinden sich derzeit laut EU-Wasserrahmenrichtlinie in einem schlechten ökologischen Zustand. Wie ähnlich entwickeln sich Seen, die durch Flüsse mehr oder weniger stark miteinander verbunden sind und wie breiten sich Algenblüten entlang von Seenketten aus? Diese und weitere Fragen untersucht ein Forschungsteam des IGB unter der Leitung von Stella Berger und Sabine Wollrab gemeinsam mit weiteren Partnern aus der Fernerkundung und Landschaftsökologie. Das Projekt «CONNECT – Räumliche und zeitliche Konnektivität und Synchronisation von Seeökosystemen» wird von der Leibniz-Gemeinschaft finanziert.

In der Seenlandschaft von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gibt es mehr als 3000 Seen. Viele davon sind durch Flüsse über kleinere und größere Distanzen hinweg miteinander verbunden. Dies ermöglicht uns, ausgedehnte Kanutouren zu unternehmen und von einem See zum nächsten zu paddeln – z.B. auf dem Fluss-Seen-System der Oberen Havel, unserem Untersuchungsgebiet, das zum Netz der Bundeswasserstraßen gehört und vor allem in den Sommermonaten hoch frequentiert ist. Doch nicht nur Boote nutzen solche Fluss-Seen-Systeme, auch Nährstoffe und Gewässerorganismen, wie Algen können so von einem in den anderen See gelangen.

Was geschieht beispielsweise, wenn es etwa aufgrund eines lokalen Starkregenereignisses an einem See zu einem erhöhten Nährstoffeintrag und dadurch zu einer Algenblüte kommt? Wie schnell und wie weit werden die Nährstoffe und Algen in die flussabwärts liegenden Seen der Seenkette verfrachtet? Haben verbundene Seen ein erhöhtes Risiko zur Ausbildung von Blaualgen-Blüten? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen Algenblüten und dem Ausstoß klimarelevanter Gase wie Methan und Kohlendioxid? Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern geht diesen Fragen im diesjährigen Sommerexperiment am IGB-Seelabor im Rahmen des Projekts «CONNECT – Räumliche und zeitliche Konnektivität und Synchronisation von Seeökosystemen» nach.

Im Seelabor-Versuch werden dafür unterschiedliche Wasserverweilzeiten von ca. 0.1 bis 1 Jahr simuliert, die repräsentativ für das Fluss-Seen-System der Oberen Havel sind. Was heißt das genau? Die Wasserverweilzeit gibt an, wie lange es braucht, um das gesamte Wasservolumen eines Sees auszutauschen. Liegt sie bei 1, dauert es 1 Jahr, also 365 Tage, liegt sie dagegen bei 0,1 dauert es nur 36,5 Tagen.

Neben der Konnektivität von Seen geht es bei CONNECT auch um die Verbindung zwischen Gewässerökologie und Fernerkundung. Unterstützung kommt hierzu von den 7 Projektpartnern (FUB, TUM, DLR, GFZ, IOW, ZALF, HZG). Des Weiteren beteiligen sich 12 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, USA und Australien, finanziert über das AQUACOSM Transnational Access Programm, am Seelabor-Experiment.

Bereits seit Anfang April 2019 sind die Vorbereitungen zum diesjährigen Seelabor-Versuch im Gang. Heute am 1. August beginnt der eigentliche Versuch, dann werden die 24 Versuchszylinder des Seelabors zu sechs Viererketten miteinander verbunden. Während des Experiments finden zweimal pro Woche umfangreiche Probenahmen am Seelabor statt. Auf diese Weise können die Forschenden beobachten, wie das Algenwachstum in den unterschiedlich stark verbundenen Versuchszylindern beeinflusst wird und welche weiteren Auswirkungen sich dadurch ergeben.

Ansprechpersonen

Sabine Wollrab

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Theoretische Ökologie

Stella A. Berger

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Phytoplanktonökologie
Projekte

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