Durch den Klimawandel, die Zunahme versiegelter und verdichteter Flächen, durch Flussbegradigungen und die Bebauung von Auen sind in den letzten Jahrzehnten die Risiken, die Frequenz und die Auswirkungen von Hochwasserereignissen deutlich gestiegen. Dabei sind Hochwasser eigentlich natürliche Ereignisse, die in unseren Flusslandschaften über Jahrtausende eine einzigartige Biodiversität sowie widerstandsfähige Ökosysteme geschaffen haben. Darauf weisen die Autor*innen eines neuen Policy Briefs mit dem Titel Naturbasierte Lösungen verbessern Hochwasserschutz und Biodiversität hin.
„Ein vorwiegend technisch orientierter und häufig nicht nachhaltiger Hochwasserschutz stößt zunehmend an Grenzen, denn dieser verlagert das Risiko nur örtlich und schadet der Umwelt“, sagt IGB-Forscherin Sonja Jähnig. Dringend notwendig sei daher ein umfassendes und integriertes Risikomanagement von Land und Wasser, das den Flüssen und ihren Auen mehr Raum gäbe, die natürliche Speicherkapazität der Landschaft erhöhe und damit auch naturnahe Lebensräume für mehr Artenvielfalt schaffe.
Als Lösung schlägt das Forscher*innen-Team von Senckenberg, dem IGB, dem GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam und der Universitäten Duisburg-Essen, Kiel, Frankfurt, Osnabrück sowie der Technischen Hochschule Aachen deshalb einen kombinierten Hochwasserschutz vor. Anstatt rein auf bauliche Maßnahmen wie Deiche oder künstliche Rückhaltebecken zu setzen, sollten verstärkt sogenannte naturbasierte Lösungen (NbS) zum Einsatz kommen. Damit meinen die Forschenden Renaturierungen von Flüssen, Auen, Feuchtgebieten, Mooren und Wäldern sowie Flächenentsiegelungen, eine naturverträglichere Landwirtschaft und Stadtentwicklungen. Solche Maßnahmen können den Wasserrückhalt in der Landschaft erhöhen und somit auch die Resilienz gegenüber Hochwasserereignissen steigern. „Eine Erhöhung des Waldanteils kann zum Beispiel helfen, wenigstens einige Hochwasser abzumildern“, bestätigt Mitautorin Dörthe Tetzlaff vom IGB.
Neben dem Einsatz naturbasierter Lösungen empfehlen die Wissenschaftler*innen darüber hinaus eine verstärkte Ausweisung von Überschwemmungsflächen bei der Erhöhung der Schutzgebietsfläche von derzeitigen 10 auf 30 Prozent, wie sie in der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 vorgesehen ist. Dies fördere die biologische Vielfalt und schütze zugleich die Menschen.
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