Das Untersuchungsgebiet im Osten Brandenburgs leidet unter Trockenheit: Im Dürrejahr 2018 fiel im Vergleich zum langjährigen Mittel 30 Prozent weniger Niederschlag. In den beiden darauffolgenden, ebenfalls trockenen Jahren 2019 und 2020 waren es jeweils 10 bis 15 Prozent weniger. Und auch im aktuellen Jahr regnete es bis einschließlich Juni zu wenig. Doch wie wirken sich solche Trockenphasen auf die Wasserressourcen aus? Und wie viel Niederschlag wäre nötig, um den Mangel auszugleichen?
Um das beurteilen zu können, untersuchen IGB-Forschende, wie sich das Wasser in der Landschaft verteilt, wie es abfließt und wie viel davon gespeichert werden kann. Seit 2018 analysiert die Arbeitsgruppe um Hydrologin Dörthe Tetzlaff Bodenwasserproben aus einem etwa 66 km² großen grundwasserdominierten Tieflandeinzugsgebiets des Demnitzer Mühlenfließes, in dem es verschiedene Formen der Landnutzung gibt. Im Fokus haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem die Vegetationsphase – also jene Monate, in denen Pflanzen aktiv wachsen. Mithilfe von stabilen Wasserisotopen und Modellierungen quantifizieren sie die Grundwasserneubildung, die Oberflächenabflussbildung und die Verdunstungsraten von Böden und Vegetation und ermitteln so auch die Fließwege und das Alter des vorhandenen Wassers. So finden sie heraus, wieviel Wasser wo und wie lange in der Landschaft gespeichert wird.
Bis heute wirken sich die letzten Trockenjahre auf den Grundwasserspiegel und die Feuchte im Oberboden aus. Die Daten stammen aus dem Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes, einem Teileinzugsgebiet der Spree, und zeigen die Abweichung im Vergleich zum langjährigen Mittel. | Abbildung: Aaron Smith/IGB
Wie die Daten zeigen, geschieht die Grundwasserneubildung zeitversetzt. So erreichte der Grundwasserspiegel erst 2020 seinen tiefsten Wert nach dem Dürresommer 2018. Er lag mehr als 20 Prozent – das heißt 40cm – unter dem normalen Grundwasserstand. Auch heute ist trotz der erhöhten Niederschläge der letzten Wochen, immer noch zu wenig Grundwasser vorhanden. Ähnlich ist es bei der Feuchte des Oberbodens: Die jüngsten Regenfälle haben nicht dazu geführt, dass die Böden genug Wasser aufnehmen konnten. Im Vergleich zum Mittel der letzten 13 Jahre fehlen etwa 15 Prozent.
„Wir bräuchten mindestens vier Jahre an durchschnittlichen Regenmengen, also in dieser Region etwa 600mm pro Jahr, damit sich die Grundwasserspiegel auf Vor-Dürre-Niveau erholen könnten, und ein Jahr, um die Bodenwasserspeicher wieder aufzufüllen“, prognostiziert Dörthe Tetzlaff. Zunehmende Extremereignisse wie Dürren erfordern daher nachhaltige Landbewirtschaftungsstrategien, die der Wasserverfügbarkeit angepasst sind und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel erhöhen.