Die Forschung hat Lichtverschmutzung als eine der Ursachen für den starken Insektenrückgang der letzten Jahre ausgemacht: Viele nachtaktive Insekten fliegen zu künstlichen Lichtquellen und umkreisen diese ununterbrochen. Dort werden sie zur leichten Beute für Fledermäuse und anderen Räubern oder fallen irgendwann erschöpft zu Boden.
Das Forscherteam unter Leitung von Dr. Jacqueline Degen (Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg), zeigte nun durch Radarverfolgung einzelner Nachtfalter, dass nur vier Prozent der Tiere außerhalb der Lichtkegel von Straßenbeleuchtung angezogen wurden. Die anderen flogen die künstlichen Lichtquellen zwar nicht an. Ihre Flugbahnen waren aber deutlich kurviger als normal. Die Krümmung der Flugbahn ist jedoch ein wichtiger Parameter für die Orientierung der Tiere. Die Barrierewirkung von Straßenlaternen konnten IGB-Forscher Dr. Franz Hölker und sein Team bereits in in einer früheren Untersuchung zeigen.
„Die Studie zeigt, dass Straßenbeleuchtung das Flugverhalten von Nachtfaltern beeinflussen kann, lange bevor sich diese dem Lichtkegel nähern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die seitliche Abstrahlung durch gerichtete und abgeschirmte Leuchten deutlich zu reduzieren und somit den Einfluss auf das Flugverhalten und eine mögliche Barrierewirkung abzuschwächen“, erläutert IGB-Forscher Dr. Franz Hölker, einer der Autoren der Studie. Die Wirkung eines neuen insektenfreundlichen Lampendesigns wurde bereits in einem anderen Fachartikel der Arbeitsgruppe von Franz Hölker vorgestellt.
Die ungewöhnliche Methode: Flugverfolgung mit einem Radarsystem
Die Experimente fanden an einer Radaranlage in Großseelheim bei Marburg statt. Das harmonische Radar ist bislang das einzige Radarsystem, mit dem die Verfolgung kleiner Insekten über mehrere hundert Meter möglich ist. Die Forschungsgruppe beobachtete das Flugverhalten von insgesamt 95 Nachtfaltern bis zu einem Kilometer Entfernung zur Auflassstelle, die von insgesamt sechs Straßenlaternen in einem Abstand von 85 Metern umringt war. Um die Insekten per Radar erfassen zu können, musste jedem einzelnen Nachtfalter ein Transponder aufgeklebt werden. Diese kleine Antenne ist 10,5 Milligramm leicht und zwölf Millimeter lang. Sie verändert das Flugverhalten der Nachtfalter nicht – das hatten die Forschenden zuvor in aufwändigen Kontrollexperimenten geklärt.
Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.