Blitzlicht
Nadja Neumann

Datenbank zur Verbreitung wirbelloser Süßwassertiere auf Kuba

Türkisblaues Meer und traumhafte Strände sind die ersten Assoziationen, wenn man an Wasser in Kuba denkt. Kuba ist allerdings auch ein Hotspot der Artenvielfalt im Süßwasser. Ein vom IGB geleitetes Team mit Forschenden anderer deutscher (TU Braunschweig, Naturkundemuseum Hamburg) und kubanischer Institutionen (Universidad de Oriente, Santiago de Cuba; Universidad de La Habana),  hat eine Datenbank mit georeferenzierten Vorkommensdaten von vier Gruppen wirbelloser Süßwasser-Taxa in ganz Kuba erstellt. Detaillierte Kenntnisse über die räumliche Verteilung von Süßwasserarten sind beispielsweise für eine gebietsbezogene Naturschutzplanung eine wichtige Grundlage.

Cuba's inland waters are biodiversity hotspots. | Photo: shutterstock_588945239

Ein Nadelöhr für den Schutz der Biodiversität ist das fehlende Wissen über die Verbreitung der Arten, das sogenannte Wallace-Defizit. Und es gibt ein räumliches Gefälle – über manche Regionen der Welt wissen wir weniger als über andere. Kuba ist ein solcher weißer Fleck auf der Landkarte der Verbreitung von Süßwasserarten. Und unter den Vorkommensdaten zu Süßwasserarten sind wirbellose Tiere grundsätzlich unterrepräsentiert. „Deshalb ist es wichtig, die vorhandenen Informationen zu bündeln und nach dem FAIR-Prinzip in einer frei zugänglichen Datenbank zur Verfügung zu stellen. FAIR bedeutet dass die Daten leicht auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar sind. Anhand dieser Daten kann die kubanische Artenvielfalt im Süßwasser weitaus detaillierter untersucht werden“, erklärt Yusdiel Torres-Cambas. Der Erstautor der Studie kommt aus Kuba und ist Alexander von Humboldt-Stipendiat am IGB.

Wirbellose sind die Hauptarten der meisten Lebensräume

Süßwasser-Makroinvertebraten sind eine heterogene Gruppe von Organismen. Sie bilden den Hauptbestandteil der meisten Lebensgemeinschaften. Ihnen ist gemeinsam, dass mindestens ein Abschnitt ihres Lebenszyklus an aquatische Ökosysteme gebunden ist. Diese Abhängigkeit vom Süßwasser macht sie besonders anfällig für Veränderungen in ihrem Lebensraum, weshalb Süßwasser-Makroinvertebraten Indikatoren für den Zustand aquatischer Ökosysteme sind. Wirbellose spielen eine wichtige Rolle im Nahrungsnetz und für andere Gewässerfunktionen.

Umfassende Datenbank nach dem FAIR-Prinzip

Für die Datenbank sammelte das Forschungsteam Informationen über das geografische Vorkommen von Wirbellosen aus der wissenschaftlichen Literatur, unveröffentlichten Feldaufzeichnungen, Museumssammlungen und Online-Datenbanken. Die Datenbank umfasst Plattwürmer (Platyhelminthes: Tricladida), Insekten (Ephemeroptera, Odonata, Hemiptera, Trichoptera, Coleoptera, Diptera), Krebse und Garnelen (Crustacea: Decapoda) und Weichtiere (Mollusca). Sie enthält 6292 Datensätze von 457 Arten von 1075 Standorten und ist in 32 Felder unterteilt, die Informationen über die taxonomische Klassifikation jeder erfassten Art, das Geschlecht und das Lebensstadium der gesammelten Individuen, die geographischen Koordinaten, den Fundort, den Autor und das Datum des Datensatzes sowie einen Verweis auf die ursprüngliche Datenquelle enthalten.

Anwendungen der Datenbank

„Die Datenbank hat ein großes Potenzial für die räumliche Analyse der Süßwasser-Biodiversität, der Biogeografie und der gebietsbezogenen Naturschutzplanung. Anhand dieser Daten lassen sich die Maßnahmen ermitteln, die zur Verbesserung des nationalen Schutzgebietssystems Kubas im Hinblick auf die Abdeckung von Süßwasserarten, die räumliche Vernetzung von Süßwasserökosystemen oder die Fähigkeit zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels auf Süßwasserarten erforderlich sind", sagt Yusdiel Torres-Cambas.

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Ansprechpersonen

Sami Domisch

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Globale Süßwasserbiodiversität
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