Tatort Gewässer – dem CO2 auf der Spur

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Binnengewässer sind Brennpunkte für die Kohlenstoffdynamik und spielen eine bedeutende Rolle sowohl in regionalen als auch in globalen Kohlenstoffkreisläufen. Die deutschen Binnengewässer decken 2,4% der gesamten Landmasse ab und können als Kohlenstoffquelle oder -senke wirken. Das Verständnis der wichtigsten Faktoren, die die Gewässer-Heterotrophie kontrollieren und diese mit der aquatischen mikrobiellen Gemeinschaftsstruktur in Verbindung bringen, ist essentiell für die Vorhersage von Kohlenstoffzyklusreaktionen auf fortlaufende Umweltveränderungen und anthropogenen Stress. Ein Faktor, der an Bedeutung gewinnt, ist die künstliche Belichtung von Ökosystemen in der Nacht. Die Hälfte der Menschen lebt innerhalb von 3 km Entfernung von einem Binnengewässer. Da künstliche Beleuchtung eng mit menschlichen Siedlungen verbunden ist, sind Süßwassersysteme besonders anfällig für wechselnde Lichtverhältnisse.

Im Rahmen des Bürger-Wissenschafts-Projekts "Tatort Gewässer (http://tatortgewässer.de/) haben wir eine simultane Stichprobenkampagne der deutschen Binnengewässer durchgeführt. Wir haben Bürgerwissenschaftler gebeten, Proben zur Messung der CO2-Konzentrationen und der mikrobiellen Diversität zu nehmen und die künstlichen Lichtverhältnisse an einem nahegelegenen Gewässer zu bewerten. Die Kampagne zur simultanen Beprobung fand in den ersten beiden Novemberwochen 2015 statt. Wir haben eine Online-Plattform mit einer interaktiven Binnengewässerkarte eingerichtet, auf der interessierte Bürger das Süßwassersystem ihrer Wahl problemlos registrieren können. Um ein standardisiertes Probenahmeverfahren und eine hohe Datenqualität zu gewährleisten, haben wir das Probenahmeset "Tatort Gewässer" mit Probenahmeausrüstung und einem ausführlichen Handbuch sowie einem Online-Video-Tutorial entwickelt. Insgesamt haben wir 742 Sampling Kits an registrierte Bürger verschickt und 86% der Pakete zurück erhalten.

Die Bürgerwissenschaftler, wie z.B. Naturschutzorganisationen, Schulen, Kindergärten, Tauchverbände, Fischer, Nationalparks, Naturschutzbehörden und Landesämter sammelten Proben aus 161 Bächen, 105 Flüssen, 96 Teichen und 276 Seen. Diese räumliche Verteilung der beprobten Binnengewässer innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens konnte nur mit Hilfe von Bürgern erfolgen. Wir gehen daher davon aus, dass die Bürgerwissenschaft ein geeignetes Instrument ist, um die Prozesse in räumlich weit verteilten deutschen Binnengewässern besser zu verstehen.

Projektteam am IGB

Franz Hölker

Programmbereichssprecher*in
Forschungsgruppe
Lichtverschmutzung und Ökophysiologie

Sibylle Schroer

Wissenschaftliche Koordinatorin Nachhaltigkeitsforschung
Forschungsgruppe
Lichtverschmutzung und Ökophysiologie
Finanzierung

IGB Berlin