„Wir möchten untersuchen, ob und in welchem Umfang unsere Gewässer klimarelevantes Kohlendioxid (CO2) freisetzen“, erklärt Dr. Katrin Premke, die das Projekt am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei leitet. Im Fokus stehen dabei deutschlandweit fast 9000 km2 Wasserfläche. Deshalb setzen die Forscher auf die Unterstützung freiwilliger Mitstreiter: Vom 2. bis zum 15. November sind Groß und Klein dazu aufgerufen, Bäche, Flüsse und Seen vor der eigenen Haustür zu beproben. Aus den gewonnenen Daten möchte das Team um Katrin Premke Rückschlüsse auf die CO2-Emmissionen und die mikrobielle Artenvielfalt unserer Binnengewässer ziehen.
„Jeder kann an unserem Projekt teilnehmen“, sagt die Wissenschaftlerin. Vorkenntnisse brauche es dafür nicht. Alles, was für die Messungen benötigt wird, stellt das Projektteam in Form eines kostenlosen Probenahmepakets zur Verfügung. Darin enthalten sind beispielsweise Probenahmegefäße für Wasser und Sedimentproben, Thermometer und pH-Teststreifen. „Mit unserem Projekt möchten wir Interessierte dazu einladen, sich an einem Forschungsprojekt zu beteiligen und nebenbei Wissenswertes über die Biotope in der eigenen Umgebung zu erfahren.“
Binnengewässer und ihre Bewohner sind im globalen Kohlenstoffkreislauf von Bedeutung
Binnengewässer bedecken in Deutschland etwa 2,4% der gesamten Oberfläche. Sie erstrecken sich von den Küstengebieten über Flachlandseen bis hin zu alpinen Regionen. Diese Gewässervielfalt beherbergt eine diverse Gemeinschaft von Mikroorganismen, die die Umsetzung von Kohlenstoff und damit auch die Produktion von CO2 steuern: Algen und einige Bakterien speichern das Treibhausgas und wandeln es in Biomasse um. Gleichzeitig atmen Bakterien CO2 aus und setzen es somit frei.
Die Vielfalt, Menge und Produktivität dieser Mikroorganismen wird u.a. von der Temperatur, dem Kohlenstoff- und Nährstoff-Eintrag, und den Lichtverhältnissen an einem Gewässer beeinflusst. Veränderungen in der Landwirtschaft, extreme Wetterereignisse und zunehmende Lichtverschmutzung können all diese Prozesse verändern – mit noch weitgehend unbekannten Folgen. „In unserem Projekt möchten wir deshalb gemeinsam mit Bürgerwissenschaftlern erforschen, wie sich diese, oftmals vom Menschen verursachten Umweltveränderungen, auf unsere Gewässer auswirken und welche Rolle das für den globalen Kohlenstoffkreislauf spielt“, erklärt Katrin Premke.
Künstliches Licht verändert Lebensgemeinschaften unter Wasser
Vor allem Licht ist für aquatische Mikroorganismen von Bedeutung. Es führt dazu, dass sich einige Bakterien und Algen in der mikrobiellen Gemeinschaft wohler fühlen. – Sie nutzen Licht als Energiequelle. „Dadurch kann sich die Artenzusammensetzung der mikrobiellen Gewässerbewohner verändern“, erklärt die Biologin. Künstliche Beleuchtung in der Nacht könne in der Folge einen ganz erheblichen Einfluss auf den Kohlenstoffhaushalt eines Gewässers haben. Und das hat wiederum weitreichende Auswirkungen auf die Artenvielfalt und das Gleichgewicht aquatischer Ökosysteme, vermuten die Wissenschaftler. Im Citizen-Science-Projekt „Tatort Gewässer – dem CO2 auf der Spur“ soll es deshalb auch darum gehen, wie und warum Mikroorganismen auf künstliche Lichteinflüsse reagieren.
Weitere Informationen zum Projekt:
Das Projekt „Tatort Gewässer – dem CO2 auf der Spur!“ ist im April 2015 in Berlin gestartet und wurde vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei initiiert und teilfinanziert.
Weitere Informationen und eine detaillierte Anleitung. Anmeldeschluss ist der 20. Oktober 2015.