Blitzlicht
Nadja Neumann

Stürme und Seen – eine kritische Wissenslücke

39 Expertinnen und Experten aus 20 Ländern, darunter Rita Adrian und Hans-Peter Grossart vom IGB, erforschten das Forschungswissen über die Wirkung von Extremwetter auf Seeökosysteme und fanden heraus: Wir wissen zu wenig – und das ist ein Risiko.

2017 brachte Sturmtief Xavier mit Orkanböen unsere Messtation auf dem Müggelsee gehörig ins Wanken. I Foto: Webcam IGB

„Wir müssen schnell mehr lernen, um besser auf die reale Bedrohung des Klimawandels für Seen auf der ganzen Welt reagieren zu können“, sagt der Studienleiter Jason Stockwell, Professor und Direktor des Rubenstein Ecosystem Science Laboratory an der Universität Vermont in den USA.

Die Forschenden konzentrierten sich auf das Phytoplankton, weil es die Basis des Nahrungsnetzes und ein entscheidender Faktor für die Wasserqualität ist. Bei der Analyse mehrerer Tausend wissenschaftlicher Artikel fanden sie nur 31 Studien zu 18 Seen, die Stürme mit Süßwasserseen und mit Phytoplankton in Verbindung brachten. Die Informationen waren nicht nur spärlich, sondern auch widersprüchlich. Aber es tut sich was.

„Aktuell sind einige Studien zu den Folgen von Extremereignissen gestartet und werden auf globaler Ebene durchgeführt. Netzwerke, wie das Global Lake Ecological Observatory Network (GLEON) in dem sich das IGB mit seinen Messprogrammen vom Müggelsee und Stechlinsee engagiert beteiligt, liefern zeitlich hochaufgelöste Daten. Diese Daten sind eine exzellente Grundlage, um die Auswirkungen von Extremereignissen zu studieren und Klimafolge-Szenarien zu entwickeln“, schildert Rita Adrian die positive Entwicklung.

Die Forschenden schlagen außerdem vor, physikalische Modelle für Wassereinzugsgebiete und Seen mit biologischen Modellen zu verknüpfen, um die Reaktionen des Phytoplanktons auf sturminduzierte Veränderungen abschätzen zu können.

„Forschungswissen ist die Grundlage, um effiziente Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln. Es geht um nicht weniger als wichtige Trinkwasserspeicher vor zukünftigen Bedrohungen zu schützen und auch für zukünftige Generationen zu bewahren“, resümiert Hans-Peter Grossart.

Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der University of Vermont, die am 5. März 2020 veröffentlicht wurde.

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