Blitzlicht
Nadja Neumann

Parasiten verändern Fressverhalten von Fischen

Parasiten können das Verhalten ihrer Wirte verändern. Wie aber eine parasitäre Infektion die Nahrungswahl des Wirtes beeinflusst, ist kaum erforscht. Die Doktorandin Jenny Vivas Munoz hat in der Forschungsgruppe von Klaus Knopf untersucht, ob Flussbarsche ihre Nahrungszusammensetzung als Folge einer Infektion mit Augenwürmern verändern. Tatsächlich ernähren sich die Fische mit zunehmender Intensität des Parasitenbefalls selektiver.

Flussbarsche werden häufig von Augenwürmern befallen und verändern dadurch ihr Fressverhalten. I Foto: Solvin Zankl

Eine Infektion mit Augenwürmern ist eine häufige parasitäre Erkrankung bei Fischen im Freiland. Im Müggelsee in Berlin beispielsweise ist bei einer Rate von 99 Prozent nahezu jeder Flussbarsch betroffen. Die Forschenden untersuchten über zwei Jahre junge Flussbarsche aus dem Müggelsee, zählten die Augenwürmer und bestimmten mithilfe von Mageninhalts- und Stabilisotopenanalysen, wie sich die Tiere ernährten.

Normalerweise fressen junge Flussbarsche Zooplankton und Wirbellose, die sie am Gewässergrund finden. „Stärker infizierte Flussbarsche ernährten sich vornehmlich von Großen Höckerflohkrebsen, während die weniger infizierten Flussbarsche keine Präferenz für eine bestimmte Beuteart zeigten. Die Verhaltensänderung hängt wahrscheinlich mit dem verminderten Sehvermögen der infizierten Fische zusammen“, erläutert Jenny Vivas Munoz.

Versteckte Folgen für Nahrungsnetze und Wasserklarheit

Solche versteckten Effekte von Parasiten, die zu einer Nahrungsspezialisierung zwischen Individuen innerhalb einer Population führen, sind unterschätzte Einflussgrößen in Nahrungsnetzen. Sie können einen erheblichen Teil des Energieflusses im Ökosystem verändern.

„In aquatischen Ökosystemen können Parasiten nicht nur eine wichtige Rolle beim Energietransfer zu den höheren trophischen Ebenen spielen, indem sie etwa das Prädationsrisiko der infizierten Tiere erhöhen, sondern auch bei der Interaktion des Wirts mit den unteren trophischen Ebenen, indem sie dessen Nahrungswahl verändern“, fasst Klaus Knopf zusammen. Dieser Top-Down-Effekt von den Flussbarschen auf das Zooplankton kann nachgelagert auch das Phytoplankton (Algen) beeinflussen und somit auf die Wasserklarheit eines Sees wirken.

 

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Ansprechpersonen

Klaus Knopf

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Fischparasitologie und -immunologie

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