Einblick
Nadja Neumann

„Mich fasziniert was verborgen und trotzdem wichtig ist“

Peter Casper hat über Jahrzehnte die Forschung des IGB am Stechlinsee bedeutend geprägt. Heute ist sein letzter Arbeitstag als Forschungsgruppenleiter. Ein guter Grund für einen Rückblick.

Peter Casper mit einem seiner Arbeitsgeräte um Sedimentproben zu nehmen. I Foto: David Ausserhofer

Auch fast vierzig Jahre später ist Peter Casper froh, dass er sich der „Arbeitsplatzlenkung“ der DDR entziehen konnte. „Sonst hätte ich womöglich Reagenzgläser für eine Brauerei oder eine Industrieproduktion geschüttelt“, sagt der IGB-Ökologe. Denn sein Studienfach Mikrobiologie an der Universität Greifswald war darauf ausgerichtet, die Studierenden in der Erforschung und Herstellung von Industriehefen zu schulen.

Peter Caspers Eltern wohnten in Rheinsberg und so erfuhr er nach seinem Diplom von einer frei werdenden Stelle für Mikrobiologie in der Forschungsstelle Limnologie am Stechlinsee und bewarb sich kurzerhand. Die Forschungsstelle gehörte zum Zentralinstitut für Mikrobiologie und Experimentelle Therapie (ZIMET) in Jena. „Die Vorstellung an einem Gewässerforschungsinstitut zu arbeiten, kam meinem Wunsch nach naturnahen Forschungen sehr entgegen. Zum Biologiestudium hatte ich mich mit der Absicht entschieden, Verhaltensforschung– wie Konrad Lorenz oder Günter Tembrock –- zu betreiben“, erzählt Peter Casper.

„Feldarbeit ist das Highlight eines jeden Ökologen“

Stattdessen entdeckte er schnell seine Begeisterung für die Prozesse, die verborgen und unsichtbar am Gewässergrund ablaufen: die Kreisläufe des Kohlenstoffs und die Bildung von Methan. Damals noch ein Nischenthema, ließ ihn die Erforschung von Treibhausgasen während seiner gesamten Karriere nicht los.

„Mitte der 80er Jahre gelang es uns zum ersten Mal, die Zonen im Gewässergrund des Stechlinsees zu lokalisieren, in denen Methan gebildet wird; und die Mikroorganismen zu identifizieren, die den Kohlenstoffkreislauf und die Bildung und Verstoffwechselung von Methan beeinflussen“, so der Wissenschaftler. Später publizierte Peter Casper eine viel zitierte Studie zu den Treibhausgasemissionen eines nährstoffreichen Kleingewässers. Erkenntnisse wie diese trugen dazu bei, dass Binnengewässer als wichtige natürliche Methanquelle anerkannt wurden und inzwischen im Bericht des Weltklimarats berücksichtigt werden.

Auch privat setzt sich Peter Casper für den Umweltschutz ein: seit Ende der 80er engagiert er sich in einer Umweltgruppe, die den Betrieb und  den Rückbau des Kernkraftwerks in Rheinsberg kritisch begleitet. Außerdem ist er im Vorstand des Fördervereins Naturlandschaft Stechlin und Menzer Heide e.V. aktiv.

Peter Casper begleitete den Wandel der Forschungsstelle Limnologie zu einer international ausgerichteten, modernen Forschungsabteilung des IGB. „Aus den ehemaligen Wohnzimmern und Schlafzimmern der Fischerfamilien in der alten Fischerhütte zogen wir in einen neuen Laborbau“, erinnert er sich.

„Man muss ein Gewässer erleben, um es zu erforschen“

Einmal Gewässerforscher, immer Gewässerforscher – Wenn Peter Casper mit einem Boot über den See rudert, speichert sein Gehirn unmerklich Informationen ab, wie das Tiefenprofil, die Sichttiefe, die Uferstrukturen und den Geruch des Wassers. Er lacht:„Dieser Zustand – über das Herz, aber eben auch über den Verstand mit einem Gewässer verbunden zu sein – wird sich nie ändern, selbst wenn ich zukünftig nicht mehr zum Probenehmen, sondern einfach nur so auf den See hinaus fahre.“

 

Lieber Peter, wir wünschen dir alles Gute und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

Peter Casper wird als Gastwissenschaftler dem IGB verbunden bleiben.

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