Blitzlicht
Nadja Neumann

Mega bedeutet nicht nur groß

Der Begriff Megafauna ist in der Biodiversitätsforschung nicht eindeutig definiert. Zeit, das zu ändern, befand ein internationales Team unter der Leitung von Marcos Moleón von der Universität Granada (UGR) mit den IGB-Forschenden Sonja Jähnig und Fengzhi He sowie Klement Tockner, dem ehemaligen Direktor des IGB.

Der Arapaima ist einer der größten Süßwasserfische der Welt. I Foto: David Ausserhofer

Die „Megafauna“ fasziniert die Menschheit schon seit Urzeiten, als die großen Tiere, von denen wir uns ernähren oder die uns bedrohen, an Höhlenwände gemalt wurden. Heute wissen wir, dass die Megafauna eine wichtige Rolle in den Ökosystemen spielt.

Aber was genau ist die Megafauna?

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der spanischen Universität Granada (UGR) kam zu dem Ergebnis, dass der Begriff Megafauna in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedlich definiert ist: mal sind kleine Organismen, die auf Fotos gut sichtbar sind, mal die großen Wirbeltiere gemeint. Forschende, die sich mit dem Thema befassen, grenzen den Begriff nur selten ab, bevor sie ihn verwenden.

Marcos Moleón, Erstautor der Studie aus der Abteilung für Zoologie der UGR, erläutert die Problematik: „Für einen Meeresbiologen, der sich mit dem Meeresboden beschäftigt, kann die Megafauna beispielsweise eine Krabbe oder eine Seeschnecke sein, für einen Bodenforscher gehört ein Regenwurm zur Megafauna, für einen Paläontologen bezieht sich die Megafauna auf Wirbeltiere, die dem Menschen in Größe und Gewicht ähnlich oder überlegen sind, und für einige Landökologen sollten nur 'Megaherbivoren' – Pflanzenfresser, die mehr als eine Tonne wiegen – als Megafauna bezeichnet werden. Dies deutet darauf hin, dass der Begriff innerhalb der einzelnen Disziplinen verwendet wurde und sich weiterentwickelt hat, ohne dass zwischen den verschiedenen Disziplinen, die sich mit der Megafauna befassen, ein Zusammenhang besteht.“

Sonja Jähnig erklärt, warum ein Konsens wichtig ist: „Solche semantischen Fragen sind nicht trivial. Feste Definitionen fördern das interdisziplinäre Verständnis und verbessern den konzeptionellen Rahmen für Politik und Artenschutz – und letztendlich die öffentliche Wahrnehmung.“

Die Autorinnen und Autoren sind sich einig, dass die Größe allein nicht ausreicht, um die Megafauna angemessen zu beschreiben. Sie schlagen vor, die ökologische Funktion und die Merkmale der Arten zu berücksichtigen. Zusätzlich zu ihrer ökologischen Schlüsselrolle werden Megafauna-Arten oft als charismatische Tiere angesehen. „Viele Megafauna-Arten können als sogenannte Schirmarten fungieren, die das Potenzial haben, die Erhaltung der biologischen Vielfalt in den von ihnen bewohnten Ökosystemen zu fördern“, so Fengzhi He.

Die Publikation online in Proceedings of the Royal Society B lesen >

Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität von Granada (UGR) in Spanien vom 4. März 2020. Das Konzept der Studie entstand im Rahmen eines Megafauna-Workshops, der gemeinsam vom IGB und der Estación Biológica de Doñana (EBD-CSIC) ausgerichtet wurde.

Ansprechpersonen

Sonja Jähnig

Abteilungsleiter*in
Forschungsgruppe
Aquatische Ökogeographie

Fengzhi He

Gastwissenschaftler*in
Forschungsgruppe
Aquatische Ökogeographie