Blitzlicht
Nadja Neumann

Langzeitstudie über Atlantischen Lachs in einem schottischen Fluss zeigt Bestandsrückgang

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) gilt seit langem als bedrohte Art. Um seinen Lebenszyklus besser zu verstehen, begann man vor etwa 60 Jahren mit einem Langzeitmonitoring der Lachspopulation im schottischen Girnock-Einzugsgebiet, einem bekannten Süßwasserlebensraum dieser Wanderfischart. Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Aberdeen, dem Marine Directorate der schottischen Regierung und dem IGB ist die weltweit detaillierteste Langzeitstudie einer Atlantischen Lachspopulation. Sie zeigt quantitative Veränderungen der Rückkehrerraten, der Verteilung, der Größe, des Wachstums und des Alters der Lachse.

Glen Girnock in Schottland. | Foto: University of Aberdeen

Professor Chris Soulsby, Wissenschaftler an der Universität von Aberdeen und Gastwissenschaftler am IGB, ist seit über 30 Jahren an der Girnock-Studie beteiligt: „Diese Daten aus 60 Jahren Forschung liefern ein einzigartiges, detailliertes Verständnis der Lachspopulation, ihrer Lebensraumnutzung und der Veränderungen durch die globale Erwärmung. Leider zeigt sich ein alarmierender Rückgang der Zahl der aus dem Meer zurückkehrenden Lachse, was mit dem Rückgang der Fänge in den Flüssen übereinstimmt."

Weniger Rückkehrer und kleinere Weibchen führen zu weniger Laich

Dieser starke Abwärtstrend bei den Rückkehrerzahlen deutet auf eine sinkende Überlebensrate zwischen Abwanderung und Rückkehr der adulten Fische hin. Dies ist besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass die kommerzielle Fischerei im gleichen Zeitraum stark zurückgegangen ist und sich der Abwärtstrend somit nicht durch höhere Fänge erklären lässt. Auch die Größe der weiblichen Lachse hat abgenommen. Diese Kombination aus weniger und kleineren Weibchen hatte erhebliche Auswirkungen auf die Eiablage.

Die möglichen Ursachen dafür sind vielfältig. Schlechtes Überleben und Wachstum im Meer werden als Schlüsselfaktoren angesehen, die auf den Rückgang der Nahrungsressourcen infolge des Klimawandels zurückzuführen sind.

Wärmeres Flusswasser treibt Jungfische früher ins Meer

Die Forschenden stellten auch fest, dass die abwandernden Junglachse den Fluss früher im Jahr verlassen. Dies hängt vermutlich mit den steigenden Wassertemperaturen zusammen, die ein schnelleres Wachstum und eine schnellere Reifung bewirken. Der Zeitpunkt der Abwanderung ist jedoch wichtig für das spätere Überleben, da er die Ankunft im Meer mit den verfügbaren Nahrungsressourcen bestimmt. Höhere Temperaturen können auch Stress für die Jungfische bedeuten. „Das Pflanzen von Bäumen an den Ufern für mehr Schatten und kühleres Wasser wäre daher eine hilfreiche Maßnahme“, sagt Chris Soulsby. 

„Wir wissen anhand der Langzeitdaten auch, dass der Lebensraum für Jungfische im Fluss nicht der limitierende Faktor für die Population ist. Daher würden Bemühungen, den Fluss umzugestalten, die Population wahrscheinlich nicht wesentlich stärken", fügt der Wissenschaftler hinzu.

IGB-Forscherin Professor Dörthe Tetzlaff, Mitautorin der Studie, fasst zusammen: „Die umfangreichen Untersuchungen haben eine ungewöhnlich detaillierte Analyse der Fischpopulationen ermöglicht und zu einem wesentlich besseren Verständnis der ökologischen Funktionsweise des Flusses geführt."

Die Pressemitteilung der Universität Aberdeen lesen >

Ansprechpersonen

Chris Soulsby

Gastwissenschaftler*in
Forschungsgruppe
Landschafts-Ökohydrologie
Forschungsgruppe(n)