„Die Erkenntnisse könnten helfen, Invasionen im Tierreich besser zu verstehen und vorherzusagen“, sagt Prof. Dr. Jonathan Jeschke, der am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und an der Freien Universität Berlin zu diesem Thema forscht. Damit ließen sich zum einen Schäden durch invasive Arten verringern. Zum anderen könnten Populationsdynamiken besser verstanden und auch Maßnahmen zur Wiedereinbürgerung bedrohter Arten unterstützt werden.
Invasive Arten verursachen Schäden in Milliardenhöhe
Über die globalen Handels- und Verkehrsströme gelangen Tiere und Pflanzen immer wieder in Regionen, in denen sie nicht heimisch sind. Während viele dieser Arten wieder verschwinden, gelingt es manchen, Populationen aufzubauen und sich auszubreiten. Einige dieser sogenannten invasiven Arten vermehren sich so stark, dass sie erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen. Gleichzeitig verdrängen die Tiere heimische Arten. Auch Europa ist bei tierischen Einwanderern beliebt: Hierzulande sind etwa 13.000 invasive Arten bekannt, die Schäden von mehr als zwölf Milliarden Euro pro Jahr verursachen.
Tierische Einwanderer profitieren von innerartlichen Unterschieden
Seit langer Zeit suchen Wissenschaftler deshalb nach Merkmalen, die erfolgreiche Eindringlinge charakterisieren. Dabei vergleichen sie normalerweise die durchschnittlichen Merkmale invasiver mit den entsprechenden Merkmalen nicht-invasiver Arten. „Dies greift aber zu kurz“, erklärt Prof. Dr. Jonathan Jeschke, „es kommt auch auf die Unterschiede innerhalb einer Art an“. Je größer diese sind, desto besser seien die Überlebenschancen, wenn die Tiere einer neuen Umgebung ausgesetzt werden. „Das liegt daran, dass sich variable Arten leichter an verschiedenste Umweltbedingungen anpassen können“, erklärt Dr. Sven Bacher von der Universität Fribourg. Innerartliche Unterschiede wirkten sich positiv auf die Populationsdynamik aus und machten invasive Arten somit erfolgreich.
Tatsächlich stellten die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen fest, dass sich Arten mit verschiedenen, individuellen Ausprägungen der Körpergröße besonders oft etablieren konnten. „Vor allem die Variationen bei ausgewachsenen Tieren scheint einen positiven Effekt zu haben“, sagen Bacher und Jeschke. „Dabei führen aber nicht alle Unterschiede zwangsläufig zum Erfolg“, räumen beide ein. Variationen, die die Fitness von Tieren einschränkten, hätten vielmehr den gegenteiligen Effekt.