Im Mai dieses Jahres startete die Biologin Susanne Stephan ihre Doktorarbeit am IGB Stechlin und gemeinsam mit den beiden anderen Neu-Doktoranden Jeremy Fonvielle und Tim Walles wurde sie gleich ins kalte Wasser geworfen: Die Vorbereitungsarbeiten zum diesjährigen Seelabor-Experiment waren in vollem Gange und so hieß es, in die Hände zu spucken und anzupacken. Tagelang waren die Neuen draußen auf der Plattform, zum Beispiel um die Wände der Versuchszylinder zu schrubben. «Das hat uns als Team sofort zusammengeschweißt!», sagt Susanne Stephan. «Zugegeben, die ersten beiden Wochen waren schon etwas gewöhnungsbedürftig, denn ich hatte mich nach einem Videointerview für die Stelle entschieden, ohne einmal hier gewesen zu sein.» Aber sie sei von Allen gut aufgenommen worden und außerdem verstünde sie sich mit ihren studentischen Kolleginnen und Kollegen so gut, dass sie auch in der Freizeit einiges gemeinsam unternähmen, erklärt die gebürtige Berlinerin.
Thema ihrer Doktorarbeit sind sowohl die im Freiwasser schwimmenden Algen – das Phytoplankton – als auch die Algen, die auf Oberflächen wachsen – das Periphyton. In den nächsten drei Jahren beteiligt sich Susanne Stephan an den Versuchen im Seelabor und untersucht, wie diese Photosynthese-treibenden Gewässerorganismen auf die experimentell simulierten Umweltveränderungen reagieren. Besonders große Auswirkungen erwartet die Jungforscherin im Seelabor-Experiment 2015. Dabei werden die Effekte durch Huminstoffe abgeschätzt, die im Zuge des Klimawandels nach Starkregenereignissen verstärkt aus den Böden in die Gewässer gelangen. Sie färben das Seewasser braun, so dass den Algen weniger Licht für die Photosynthese zur Verfügung steht.
Wichtige Parameter, die Susanne Stephan für beide Algengruppen bestimmt, sind die Primärproduktion, d.h. die Biomasse, die die Algen in einer bestimmten Zeiteinheit bilden, sowie die Zusammensetzung der Algengemeinschaft, die mithilfe fluorimetrischer Methoden ermittelt wird. Im Fall des Periphytons hatte die Doktorandin vor Beginn des Versuchs Plastikstreifen (u.a. aus dem Wandmaterial der Versuchszylinder) in verschiedene Tiefen gehängt. Bevor nun der letzte Teil des Experiments – die Simulierung eines Sturmereignisses – durchgeführt wird, entnimmt sie die inzwischen von Aufwuchsalgen bewachsenen Streifen wieder und misst zusätzlich zu den schon genannten Parametern auch die Gesamtmenge des gebildeten Periphytons und, wie viel Phosphor durch die Aufwuchsalgen aufgenommen und damit dem Wasser entzogen wurde.
Über Plankton, genau genommen über Zooplankton, hatte Susanne Stephan schon während ihrer Masterarbeit am NIOO, dem Niederländischen Institut für Ökologie gearbeitet. Dabei wurde ihr klar, dass sie gerne in der Forschung bleiben würde. Wie der Zufall es wollte, lernte sie am NIOO einen IGB-Doktoranden kennen, der ihr den Tipp gab, doch regelmäßig in die auf der IGB-Website veröffentlichten Stellenangebote zu schauen. Und kurz nachdem sie ihre Masterarbeit eingereicht hatte, waren dort tatsächlich zwei Doktorandenstellen zur Mitarbeit am Seelabor inseriert – eine zum Thema Zooplankton und die andere zum Thema Phytoplankton. Sie bewarb sich für beide und nur 1 ½ Wochen nach dem Bewerbungsgespräch bekam sie eine positive Antwort für die Phytoplanktonstelle. Da habe sie sofort zugesagt und ein gleichzeitiges Stellenangebot in einem anderen Labor ausgeschlagen, erzählt Susanne Stephan. «Ich finde es unglaublich wichtig, die Folgen des globalen Umweltwandels abzuschätzen. Schließlich ist der Mensch dafür zu 100 Prozent selbst verantwortlich!»
Susanne Stephan
absolvierte an den Universitäten Hamburg und Oldenburg ihren Bachelor bzw. Master in Biologie. Für ihre Masterarbeit, die sie im Januar 2015 verteidigt hat, forschte sie am NIOO, dem Niederländisches Institut für Ökologie, in Wageningen.