
Wasserprobenahme und Primärproduktionsmessungen in der Shushica, einem Zufluss der Vjosa weit im Osten, wo die Schneeschmelze schon lange vorüber ist. Große Felsen und kristallklares Wasser sind charakteristisch für diesen Fluss. | Foto: Lukas Thuile Bistarelli / IGB
Die Arbeitsgruppe Ökosystemökologie von Bächen und Flüssen hat in einer dreiwöchigen Messkampagne das komplette Flussnetzwerk der Vjosa in Albanien untersucht. Sie haben die Artenvielfalt von Periphyton, Bakterien und Wirbellosen ermittelt und Ökosystemfunktionen wie Enzymaktivitäten, Ökosystem-Metabolismus und Treibhausgasemissionen gemessen. Die Messungen sind Teil des ERC-finanzierten Starting Grants FLUFLUX, mit dem der Zusammenhang von Biodiversität und Ökosystemfunktionen in kompletten Flussnetzwerken erforscht werden soll.
Die Vjosa ist ein einzigartiges Untersuchungsobjekt für diese Forschungsfrage. Vom griechischen Pindosgebirge bis zur Adria sind die Wasserführung und der damit einhergehende Sedimenttransport ungehindert. So wurde eine dynamische Flusslandschaft geschaffen, die in dieser Größenordnung in Europa einmalig ist. Noch ist die Vjosa ein hydromorphologisch kaum veränderter Fluss und als wegweisendes Referenzsystem für ÖkologInnen in Renaturierungsprojekten von unschätzbarem Wert. Die Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe tragen idealerweise auch dazu bei, den Wert der Vjosa zu erkennen und den Bau der geplanten Wasserkraftwerke zu überdenken.
Die Messkampagne wurde von WissenschaftlerInnen der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt, der Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung & Gewässerschutz (Eawag) in Zürich und der Universität von Tirana unterstützt.
Wirbellose sortieren – am Ende eines langen Arbeitstages. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Messungen im Oberlauf des Aoos im griechischen Pindosgebirge. Grobes Substrat ist charakteristisch für das Flussbett. Im Frühling ist das Wasser durch die Schneeschmelze klar und kalt. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Der Sarantoporos entwässert ein Einzugsgebiet, das von leicht erodierbarem Sandgestein dominiert ist. Sein Flussbett ist über den gesamten Flusslauf hinweg von Kies- und Schotterflächen dominiert. Der Fluss ist einer von drei Hauptzuflüssen, die die Vjosa nahe der griechisch-albanischen Grenze formen. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Das Messen von Treibhausgaskonzentrationen in der Nähe von Kalivac, wo der Bau eines Dammes geplant ist. Das Bild zeigt nur eine von drei Flussverzweigungen der Vjosa, die an dieser Stelle eine hoch dynamische, stellenweise über einen Kilometer breite und von Schotter dominierte Flusslandschaft schafft. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Flussab von Konitsa verlässt der Aoos das Pindosgebirge, wo er sich zum ersten Mal verzweigt. Die hohe Sedimentfracht bedingt Flussverzweigungen und ermöglicht dadurch eine Flusslandschaft die in Europa selten geworden ist. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Der Zusammenfluss des Sarantoporos und des Aoos an der griechisch-albanischen Grenze ist der Geburtsort der Vjosa. Die unterschiedliche Geologie der Einzugsgebiete schafft zwei charakterlich stark differenzierte Flüsse, die durch ihre Trübheit und Durchflussdynamik die Farbe der Vjosa für die nächsten 200 Kilometer bestimmen. | Foto: Gabriel Singer / IGB
Messung der Kohlenstoffdioxidemission vom Kajak aus mit einer frei dahintreibenden Kammer. Im Hintergrund befindet sich die Baustelle des 70 Meter hohen Dammes nahe Kalivac. Die desaströsen ökologischen Folgen, die der Bau dieses Dammes haben wird, sind offensichtlich. Sollte dieser Fall allerdings eintreten, dann können die Treibhausgasemissionsmessungen der Forschungsgruppe als Basisdienen, mit der zukünftige Daten verglichen werden können. | Foto: Gabriel Singer / IGB

Der Drinos mündet nahe der Stadt Tepelena in die Vjosa. Die Forschungsgruppe hatte speziell Zusammenflüsse als Beprobungsorte im Blick, um dort unterschiedliche Wasserchemie und Organismengemeinschaften, die in Beziehung zur Topologie des Flussnetzwerkes stehen, zu erfassen. | Foto: Gabriel Singer / IGB

Ein weiter oben gelegener Abschnitt der Vjosa in Albanien nahe der Stadt Permet, wo der Fluss eher eingeengt von Bergen fließt. Beprobungen und Messungen wurden teilweise mit dem Boot durchgeführt. | Foto: Lukas Thuile Bistarelli / IGB