Der NABU betreut auf der Unteren Havel ein umfangreiches und ambitioniertes Renaturierungsprojekt, bei dem auf 90 km Flusslänge zahlreiche Altarme wieder angeschlossen, Deiche rückgebaut und Deckwerke entfernt werden. Auch Auwald soll sich dort wieder neu entwickeln können. Die IGB-ForscherInnen hatten die Möglichkeit, die praktischen Maßnahmen aus ihrem Blickwinkel einzuschätzen.
Beim Austausch zwischen Wissenschaft und Naturschutzpraxis wurde aber auch deutlich, dass ökologisches Wissen allein nicht ausreicht, um einen Fluss zu renaturieren. Denn in den konkreten Projekten vor Ort ist es wichtig, die Akteurskonstellationen und Interessenlagen genau zu kennen. Ob Maßnahmen in der gewünschten Zeit und ausreichendem Umfang möglich sind, hängt auch immer von der Kommunikation mit Politik, Verwaltung, Verbänden und Nutzern ab. Rocco Buchta, Leiter des Havel-Projekts, unterstrich die hohe Relevanz dieser Netzwerke und von Vertrauen vor Ort.
Einen Zwischenstopp legten die WissenschaftlerInnen auch bei der Fischerei Schröder am Gülper See ein, um sich über die aktuelle Situation in der Binnenfischerei auszutauschen. Deutlich wurde im Gespräch mit Fischer Schröder, der das Unternehmen in vierter Generation betreibt, dass man in der Vermarktung erfinderisch sein muss, um sich neue Käufergruppen zu erschließen. Wollhandkrabben zum Beispiel sind eine invasive und zahlreich auftretende Art, für die es in Deutschland eigentlich keinen Markt gibt. Große Nachfrage besteht jedoch in der asiatischen Gastronomie, wo die Tiere als Delikatesse gelten.
Die Exkursion war eine Folgeveranstaltung des Werkstattgesprächs zwischen WissenschaftlerInnen und Umweltverbänden am IGB und fand im Rahmen des Wissenstransfers und der SSI-Strategie am IGB statt.