Blitzlicht
Nadja Neumann

Die Evolution federt's ab

Wie beeinflusst die Evolution ökologische Muster? Sie hilft, die Ecken und Kanten zu glätten, sagt ein internationales Forschungsteam, darunter Professor Luc De Meester, Direktor des IGB.

Beispiel für dämpfenden Effekt: Daphnien entwickelten als Antwort auf toxische Cyanobakterien eine Toxin-Toleranz. I Foto: Saskia Rehse

Lange Zeit gingen Biolog*innen davon aus, dass die Evolution über Zeiträume und Entfernungen erfolgt, die zu groß sind, um die meisten ökologischen Muster wie Umweltgradienten oder das Vorhandensein von Arten zu beeinflussen. Es gibt mittlerweile viele Studien, die eine kleinräumige evolutionäre Differenzierung nachweisen. In dieser systematischen Übersichtsstudie kam das Forschungsteam zu dem Schluss, dass die Evolution ökologische Muster sowohl verstärken als auch dämpfen kann. In einigen Fällen kann sie sogar völlig neue Muster schaffen.

Ökologische Muster abzumildern ist der häufigste Effekt kleinräumiger evolutionärer Prozesse – er gilt für 85 Prozent der 500 untersuchten Studien. Ein typisches Beispiel dafür ist das zu erwartende Verschwinden einer Art aufgrund eines Raubtiers, was die Artenvielfalt verringern würde. Dieses Muster kann jedoch abgeschwächt werden, wenn sich die Art an die Koexistenz mit dem Raubtier anpasst. 

Folglich beobachten wir oft nicht die wahre räumliche Heterogenität der Natur, weil die Evolution sie reduziert und ihre Ecken und Kanten abgeschliffen hat. „Die Evolution macht die Welt weniger rauh, was für mich eine ziemlich coole Take-Home-Massage ist“, sagt Mark Urban, Erstautor der Studie, von der University of Connecticut.

Luc De Meester fügt hinzu: „Das berühmteste Zitat über die Evolution – survival of the fittest – von Charles Darwin wird oft als Sinnbild eines ewigen Kampfes missverstanden. Aber die Evolution ist nicht nur ein wichtiger Treiber für die Vielfalt, sondern trägt auch zur Fähigkeit der Organismen bei, mit starken Umweltveränderungen in Raum und Zeit umzugehen und diese abzufedern. In der gegenwärtigen Ära des Anthropozäns ist dies tatsächlich ein sehr wichtiger Aspekt, den wir erst jetzt zu verstehen beginnen."

Den Artikel online in PNAS lesen >

Der Text basiert auf einem Text der University of Connecticut.

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