Blitzlicht
Nadja Neumann

Die drei Rs der Resillienz von Fließgewässern

Die Widerstandskraft von Flüssen gegenüber natürlichen und menschengemachten Umweltschwankungen ist das Thema einer aktuellen Studie von IGB-Forscher Christian Wolter.

Die Donau und ihr Einzugsgebiet. Foto: Copernicus Sentinel data, ESA

Naturnahe Fließgewässer unterliegen dynamischen Wasserstandschwankungen. Überflutungen und Niedrigwasser prägen den Lebenszyklus der Artengemeinschaften in diesen Lebensräumen seit Jahrtausenden. Die Arten sind an impulsartige Störungen angepasst, d.h. sie sind resilient gegenüber periodischen Umweltveränderungen. Deshalb sind Fließgewässer ideale Untersuchungsgebiete für die Erfassung von Resilienz.  Vom Menschen verursachte Störungen der Dynamik und Funktionalität von Fließgewässern haben auch einen Einfluss auf die Resilienz dieser Ökosysteme.

Ein internationales Team um die Forscher Kris Van Looy (Irstea, Frankreich) und Christian Wolter (IGB) hat ein Rahmenkonzept entwickelt, um die Resilienz von Lebensgemeinschaften und Fließgewässer-Ökosystemen zu bewerten. Für die drei wichtigsten Resilienz-Kriterien für Flüsse: Ressourcen, Refugien und Rekrutierung von Artgenossen haben sie entsprechende Indikatoren zusammengestellt. Am Beispiel der Fischgemeinschaften bedeutet dies für das Kriterium Ressourcen/Futterverfügbarkeit: Resiliente Arten sind in Bezug auf Nahrung und Habitatwahl wenig spezialisiert. Das Kriterium Rekrutierung beschreibt ein hohes Wiederbesiedlungsvermögen sowohl durch Zuwanderung als auch durch hohe Reproduktionsraten. Hier sind Fischarten im Vorteil, die fruchtbar und früh geschlechtsreif, bzw. schwimmstark mit hohem Ausbreitungsvermögen sind. „Flussmanagement und Umweltschutz profitieren davon, wenn sie Aspekte der Resilienzforschung einbeziehen. Denn der Reaktionsspielraum von Artgemeinschaften auf Veränderungen ist eine wichtige Größe, um Folgen und Risiken von Maßnahmen am Gewässer abzuschätzen“, erläutert Christian Wolter den Ansatz der Studie.

 

Publikation:

Kris van Looy; Jonathan D. Tonkin; Mathieu Floury; Catherine Leigh; Janne Soininen; Stefano Larsen; Jani Heino; N. LeRoy Poff; Michael Delong; Sonja C. Jähnig; Thibault Datry; Nuria Bonada; Juliette Rosebery; Aurelien Jamoneau; Steve J. Ormerod; Kevin J. Collier; Christian Wolter. The three Rs of river ecosystem resilience: resources, recruitment, and refugia. River Research and Applications. - 35(2019)2, S. 107-120. 

https://doi.org/10.1002/rra.3396

Ansprechpersonen

Christian Wolter

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Fließgewässerrevitalisierung

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