Die Kopplung von Fisch- und Pflanzenzucht ist nicht neu. In Südchina züchten Bauern seit rund 1200 Jahren Fische in ihren Reisfeldern – früher wie heute nach dem Prinzip, mit den Nährstoffen aus den Fischausscheidungen die Pflanzen zu düngen und das Wasser für beide zu verwenden. In den letzten 20 Jahren wurde die kombinierte Fisch- und Gemüsezucht unter dem Begriff Aquaponik wegen ihres ressourcenschonenden Kreislaufprinzips weltweit populär. Auch das Forschungsteam von Professor Werner Kloas vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat eine Aquaponikanlage, den „Tomatenfisch“, entwickelt.
Aquaponik und trans-Aquaponik: Tomatenfisch ist nicht gleich Reiskarpfen
Die IGB-Forschenden haben nun in der Fachzeitschrift Reviews in Aquaculture einen Artikel über das Prinzip Aquaponik veröffentlicht, in dem sie die Kopplung der Systeme genau definieren. „Die Aquaponik hat großes Potenzial für eine umweltfreundliche Produktion von Lebensmitteln. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen bei der Umsetzung. Nur wenn Fisch- und Gemüsezucht effizient kombiniert werden, ist das System auch nachhaltig. Dieses Rahmenkonzept soll helfen, Systeme weiterzuentwickeln und auf den Prüfstand zu stellen“, erläutert Werner Kloas.
So grenzen die Autor*innen den Begriff „Aquaponik“ von „trans-Aquaponik“ ab. Aquaponik ist demnach die ausschließliche Kombination von Fischzucht in Kreislaufanlagen – also in Becken, in denen das Wasser über Filteranlagen aufbereitet wird – und Pflanzenzucht in Hydroponik. Hydroponik ist der erdlose Anbau von Pflanzen, indem die Wurzeln einer Pflanze in einer Nährlösung wachsen, einem Gemisch aus Wasser und darin gelösten Nährstoffen. Dieses Prinzip wird beispielsweise bei der Aquaponikanlage des IGB angewendet.
Trans-Aquaponik erweitert den Begriff auf Fisch- und Pflanzenzucht mittels anderer Methoden. „Ein Beispiel für trans-Aquaponik wären die Karpfenzuchten auf Reisfeldern in China“, erläutert IGB-Forscher Gösta Baganz, der Erstautor der Studie.
Der Kreislaufgedanke als Kernstück
Die Forschenden führen auch ein neues Maß für den Wasserverbrauch ein: The facility product water use als die Menge an Wasservolumen, die eine Anlage pro Jahr benötigt, um ein Kilogramm an Frischprodukten zu erzeugen. Denn die Wasserersparnis kann der große Vorteil einer Aquaponikanlage sein, wird aber nicht zwingend konsequent umgesetzt. Mit der neuen Kenngröße kann dieser Aspekt nun objektiv bewertet werden.
Um alle Flüsse von Nährstoffen, Wasser und Energie zu quantifizieren, haben die Forschenden zudem ein Berechnungsmodell entwickelt. Auch die Bildung von Kohlenstoffdioxid-Emissionen sowie Abfall und Abwasser lassen sich mit dem Modell ermitteln. „Es geht uns auch darum, die Transparenz für die Konsumenten zu erhöhen. Schließlich entscheiden sich viele bewusst für den höheren Preis der Aquaponik-Produkte, weil sie davon ausgehen, dass diese umweltfreundlich produziert worden sind. Der erste Schritt für ein objektives Bewertungsverfahren ist nun gemacht“, fasst Gösta Baganz zusammen.