Blitzlicht
Angelina Tittmann

COP26: Binnengewässer besser in der Klimapolitik berücksichtigen

Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) empfiehlt ein Zusammenschluss wissenschaftlicher Gesellschaften der Wasserforschung erneut, die hohe Relevanz der Binnengewässer im Kontext der Klimapolitik besser zu berücksichtigen und effiziente Maßnahmen für einen besseren Schutz von Flüssen, Seen und Feuchtgebieten zu ergreifen. Auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten des IGB belegen diese Dringlichkeit.

Foto: Catherine Perez Vega

Ohne ausreichendes und sauberes Wasser ist kein Leben möglich. Das macht Binnengewässer zu besonders wichtigen und zugleich stark genutzten Systemen, die durch den Klimawandel und durch menschliche Einflüsse überdurchschnittlich stark belastet und gefährdet sind. Die Folgen sind kaum zu übersehen: Arten verschwinden im Süßwasser deutlich schneller als an Land oder im Meer. Seen auf der ganzen Welt erwärmen sich viel schneller als die Atmosphäre oder die Ozeane. Das Abflussregime der Flüsse verändert sich im Klimawandel, was Wetterextreme wie Dürren und Niedrigwasserperioden sowie Überschwemmungen begünstigt. Gewässer fallen zunehmend trocken oder verschwinden ganz und setzen dadurch zusätzlich Treibhausgase frei. Dennoch werden Flüsse, Seen und Feuchtgebiete in politischen Regelwerken und Prozessen oft übersehen. Zu oft, wie Fachleute und Gesellschaften der Wasserforschung betonen.

„Binnengewässer werden bei Maßnahmen gegen den Klimawandel und gegen die globale Biodiversitätskrise stark unterschätzt“, stimmt Prof. Dr. Sonja Jähnig vom IGB zu. So beschränke sich beispielsweise die UN-Biodiversitätskonvention auf Land und Meer und übersähe dabei, dass Binnengewässer für den Menschen lebenswichtige Ökosystemleistungen erbringen und essentiell für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind. Bereits vor einem Jahr wies sie gemeinsam mit internationalen Fachkolleg*innen darauf hin und formulierte 14 Empfehlungen für politische Folgeabkommen.

Mehr als nur ein Wort: Binnengewässer

Einer der Vorschläge klingt vermeintlich simpel, könnte jedoch ein wichtiger Schritt sein: eine Änderung des Wortlauts in den offiziellen politischen Dokumenten. Der Schwerpunkt sollte künftig auf dem Land, den Binnengewässern und dem Meer liegen, denn Binnengewässer sind ein eigener, ökologischer Bereich. Bisher werden Flüsse, Seen und Feuchtgebiete entweder dem Land zugerechnet – weil sie im terrestrischen Bereich eingebettet sind – oder den Meeren und Ozeanen – weil sie aquatisch sind. „Süßwasser-Ökosysteme dürfen nicht länger nur ein Nebenschauplatz sein, denn sie können ihre vielfältigen Funktionen als Lebensraum und Schlüsselressource nur erfüllen, wenn sie konsequent geschützt, nachhaltig bewirtschaftet und ökologisch wieder verbessert werden“, fasst Jähnig zusammen.

Statement der Fachgesellschaften >

IGB Policy Brief zum Schutz der biologischen Vielfalt in Binnengewässern >

Selected publications
Februar 2021

Safeguarding freshwater life beyond 2020: recommendations for the new global biodiversity framework from the European experience

Charles B. van Rees; Kerry A. Waylen; Astrid Schmidt‐Kloiber; Stephen J. Thackeray; Gregor Kalinkat; Koen Martens; Sami Domisch; Ana I. Lillebø; Virgilio Hermoso; Hans‐Peter Grossart; Rafaela Schinegger; Kris Decleer; Tim Adriaens; Luc Denys; Ivan Jarić; Jan H. Janse; Michael T. Monaghan; Aaike De Wever; Ilse Geijzendorffer; Mihai C. Adamescu; Sonja C. Jähnig
Conservation Letters. - 14(2021)1, Art. e12771
Biodiversität
Ansprechpersonen

Sonja Jähnig

Abteilungsleiter*in
Forschungsgruppe
Aquatische Ökogeographie