Pressemitteilung
Nadja Neumann

Ausbreitung von Pandemien und invasiven Arten folgt ähnlichen Mustern

Pandemien wie COVID-19 und biologische Invasionen gebietsfremder Arten haben viel gemeinsam: Sie werden durch ähnliche menschliche Eingriffe ausgelöst und ihre Ausbreitung folgt ähnlichen Mustern. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Professor Jonathan Jeschke vom IGB hat die engen Beziehungen zwischen Infektionskrankheiten, die Epidemien verursachen, und biologischen Invasionen untersucht. Der „One Health“-Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass natürliche und naturnahe Ökosysteme auch für die menschliche Gesundheit unersetzbar sind. Er berücksichtigt die Gesundheit von Menschen und Tieren, Pflanzen und der Umwelt, um Pandemien und die Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten zu verhindern.

Die Asiatische Tigermücke ist eine invasive Art, die zahlreiche Krankheiten übertragen kann. | Foto: Shutterstock_1264880095

Immer mehr Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen wie Bakterien und Viren werden von Menschen bewusst und unbewusst rund um den Globus transportiert. Dieses als biologische Invasion bekannte Phänomen verursacht große ökologische und wirtschaftliche Schäden. Eine jüngst in Nature erschienene Studie zeigt, dass biologische Invasionen durch gebietsfremde Arten weltweit jährliche Kosten von mindestens 162 Milliarden Dollar verursachen.

Epidemien und biologische Invasionen haben viel gemeinsam

Die Forscher*innen analysierten grundlegende Konzepte der Invasionsbiologie und Epidemiologie – und fanden viele Parallelen. Häufige Verschleppung, bestimmte Arteigenschaften und menschliche Störungen von Ökosystemen fördern sowohl das Auftreten neuartiger Infektionskrankheiten als auch biologische Invasionen. „Beispielsweise bringt die intensive menschliche Nutzung von Lebensräumen die dort lebenden Arten in engen Kontakt mit Menschen. Dies bietet Krankheitserregern viele Möglichkeiten, um von Tieren auf Menschen überzuspringen, während es gleichzeitig gebietsfremden Arten erlaubt, veränderte Lebensräume neu zu besiedeln“, sagt Jonathan Jeschke, Professor für „Ecological Novelty“ (Ökologische Neuartigkeit) am IGB und der Freien Universität Berlin. Der Wissenschaftler untersucht mit seinem Team neuartige, vom Menschen verursachte Veränderungen auf verschiedenen ökologischen Ebenen – von Organismen und Populationen über Lebensgemeinschaften zu Ökosystemen und Landschaften.

In einer globalisierten Welt können die Entstehung und Ausbreitung vieler Infektionskrankheiten des Menschen als biologische Invasionsereignisse verstanden werden. „Einige gebietsfremde Arten tragen ursächlich zur Verbreitung von Infektionskrankheiten bei. Zum Beispiel sind invasive Insekten wie die Asiatische Tigermücke wichtige Überträger für Dengue-, Chikungunya-, West-Nil- oder Zika-Viren“, erläutert Jonathan Jeschke.

Der globale „One Health“-Ansatz

Die Forschenden der Studie empfehlen, künftig integrierte Ansätze zu verwenden, die die Gesundheit von Menschen und Tieren, Pflanzen und der Umwelt berücksichtigen, um Pandemien und die Ausbreitung gebietsfremder Arten zu verringern. Diese One-Health-Perspektive basiert auf der Erkenntnis, dass natürliche und naturnahe Ökosysteme auch für die menschliche Gesundheit unersetzbar sind. Die Wissenschaftler*innen kommen zu dem Schluss, dass viele Prognosemodelle und Erfahrungen zur Bekämpfung von Epidemien auf biologische Invasionen angewendet werden können und umgekehrt. Daher befürworten sie eine verstärkte Kooperation beider Disziplinen, um die Vorhersage und Eindämmung biologischer Invasionen und von Infektionskrankheiten, einschließlich Pandemien, zu verbessern.

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