Pressemitteilung
Angelina Tittmann

Internationales Netzwerk bündelt experimentelle Forschung in europäischen Gewässern

Von der Arktis bis zum Mittelmeer
Seen, Flüsse, Mündungsbereiche und Ozeane sind eng miteinander verbunden. Ungeachtet dessen unterteilt sich die aquatische Forschung jedoch oft noch in die voneinander getrennten Disziplinen der Meereskunde und der Limnologie. 19 führende Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie zwei Unternehmen aus insgesamt zwölf europäischen Ländern möchten das ändern und haben sich im Projekt „AQUACOSM – Netzwerk führender europäischer AQUAtischer MesoCOSMen Anlagen von der Arktis bis zum Mittelmeer" zusammengeschlossen. Gemeinsam führen sie erstmals systematische Großversuche sowohl in Binnengewässern als auch in marinen Ökosystemen durch. Koordiniert und geleitet wird das Projekt vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB).

Auch das IGB-Seelabor im Stechlinsee ist mit seinen 24 Mesokosmen, die jeweils 1.270 m3 Seewasser einschließen, Teil des neuen Netzwerks.| Foto: Martin Oczipka, HTW Dresden

„Seit über 100 Jahren sind Binnengewässer- und Meeresforschung weitgehend voneinander getrennte Wege gegangen. Nun ist es an der Zeit, beide wieder zusammenzuführen“, sagt IGB-Forscher Jens Nejstgaard, der das neue EU-Projekt leitet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus beiden Disziplinen bauen in AQACOSM ein integriertes, internationales Netzwerk experimenteller Infrastrukturen auf. Ihr Ziel ist es, die Qualität der Daten für alle Gewässerarten deutlich zu verbessern. „Wir möchten Forschungsprojekte künftig besser koordinieren, gemeinsam bewährte Praktiken entwickeln und sowohl die Mesokosmen-Anlagen der Süßwasser- als auch der Meeresforschungsinstitute für internationale, disziplinübergreifende Mitwirkung öffnen“, erklärt Jens Nejstgaard das Vorhaben.

Mesokosmen sind Versuchszylinder, in denen große Volumina Wassers mit den natürlichen Organismen experimentell eingeschlossen und manipuliert werden. Dadurch können einzelne und kombinierte Effekte verschiedener Stressfaktoren auf ganze Ökosysteme über Wochen bis hin zu Jahren erfasst werden.

Im Rahmen des Projekts AQUACOSM wird untersucht, wie unterschiedliche Gewässerökosysteme auf Umweltbelastungen durch den globalen Klimawandel und den zunehmenden Nutzungsdruck der wachsenden Weltbevölkerung reagieren. „Die Auswirkungen dieser Stressfaktoren können innerhalb verschiedener Ökosysteme und Jahreszeiten stark variieren“, betont Nejstgaard. Deshalb müssten sie in vergleichbaren Mesokosmen-Experimenten mit einheitlichen Methoden, jedoch in unterschiedlichen klimatischen und geografischen Regionen untersucht werden. Dafür schafft AQUACOSM die Voraussetzungen und bietet experimentelle Forschung in klimatischen und geografischen Zonen Europas an, die alle Gewässertypen zwischen Arktis und Mittelmeer umfassen.

Sampling SeelaborProbennahme an den Mesokosmen des IGB-Seelabors. | Foto: Jens Nejstgaard

Zu den experimentellen Infrastrukturen der 21 Partnerinstitutionen gehören beispielsweise Tanksysteme und Fließrinnen wie in Lunz am See (Österreich) und große freischwimmende Anlagen im offenen Ozean wie z.B. die Kiel Offshore Mesocosms (KOSMOS). Auch das IGB-Seelabor im Stechlinsee kann mit seiner einzigartigen Dimension (24 Mesokosmen mit je 1.270 m3) einen neuen Maßstab in der experimentellen Süßwasserforschung setzen.

 

Das im Januar 2017 gestartete Projekt AQUACOSM läuft bis Dezember 2020 und ist einzigartig in Größe und Ansatz. Gefördert wird es durch das Europäische EU-H2020-INFRAIA-Projekt Nr. 731065 mit einem Budget von 9.999.807 €.

Weitere Informationen zum Projekt AQUACOSM
 

Ansprechpersonen

Stella A. Berger

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Phytoplanktonökologie

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