Pressemitteilung

Unsere Gesundheit basiert auf biologischer Vielfalt

Globale Veränderungen wirken sich immer stärker auf die Gesundheit des Menschen und die der Ökosysteme aus. Zum „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ am 22. Mai fordert Prof. Klement Tockner, Direktor des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), die Politik auf, verstärkt Forschung an den Schnittstellen von Disziplinen zu fördern. „Die Vielfalt des Lebens ist eine Grundvoraussetzung für den langfristigen Wohlstand und die Gesundheit des Menschen“, sagt er.

Prof. Klement Tockner | Foto: IGB/Andy Küchenmeister

Der Erhalt der biologischen Vielfalt gehöre zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit, so Prof. Klement Tockner. Klimawandel, eine nachhaltige Energieversorgung, die Sicherung der Nahrungsmittelproduktion für eine wachsende Weltbevölkerung, der demografische Wandel und die Verfügbarkeit ausreichender Wasserressourcen seien enorme Herausforderungen, denen sich die Gesellschaft stellen müsse. „Der Zusammenhang zwischen biologischer Vielfalt, Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden wurde bislang kaum erforscht“, sagt Prof. Klement Tockner, der auch Sprecher des Leibniz-Forschungsverbunds Biodiversität ist, mit dem die Kompetenzen von 22 Leibniz-Einrichtungen der Umwelt-, Sozial-, Lebens-, Raum- und Wirtschaftswissenschaften gebündelt werden.

Die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Gesundheit sind vielfältig, wenn auch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Der wohl bekannteste Aspekt: Zahlreiche Wirkstoffe in der Medizin werden aus Derivaten von Organismen gewonnen. Die biologische Vielfalt liefert aber auch ein Reservoir an Genen für die landwirtschaftliche Sortenzüchtung, für biotechnologische Prozesse oder für bionische Entwicklungen. Gerade die hohe Anzahl verschiedener landwirtschaftlicher Sorten ist eine Art natürliche Versicherung gegen große Ernteverluste durch Epidemien von Pflanzenkrankheiten.

Hinzu kommt eine sozial-ökologische Komponente. So trägt beispielsweise die Biodiversität in Städten und ländlichen Räumen wesentlich zum Wohlbefinden des Menschen bei. „Dabei muss der Begriff Biodiversität allerdings breiter gefasst werden, als es derzeit gängige Praxis ist“, erklärt Prof. Klement Tockner. „Das heißt, neben der Artenvielfalt und der genetischen Diversität müssen die Vielfalt an Ökosystemen und die Soziodiversität, also die Vielfalt an Verhaltenstypen von Arten, mit einbezogen werden.“

Und dann gibt es noch ganz andere Aspekte, wie die mit dem Menschen assoziierte mikrobielle Vielfalt, die eng mit der Gesundheit verknüpft ist. Das menschliche Mikrobiom, der Mensch als Ökosystem sozusagen, war bis vor kurzem weder in der Biodiversitätsforschung noch in der medizinischen Forschung ein Thema.

Künftig muss es deshalb verstärkt darum gehen, eine Brücke zwischen Biodiversitäts- und Gesundheitsforschung zu schlagen. „Ich stehe nicht allein mit der Überzeugung, dass die großen Herausforderungen der Gesellschaft nur dann bewältigt werden können, wenn die unterschiedlichen Wissenschaftsorganisationen ihre Kompetenzen bündeln“, so Prof. Klement Tockner. Dazu brauche es in Zukunft auch eine neue Generation an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in der Lage sind, inter- und transdisziplinär zu arbeiten.

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