Pressemitteilung

Biologische Feldstationen – am Puls unseres Planeten

Die Galápagos-Riesenschildkröte stand kurz vor dem Aussterben, ohne die Charles Darwin Forschungsstation gäbe es diese und viele andere Tierarten auf den Galápagos-Inseln heute nicht mehr. Die Station selbst war von der Schließung bedroht. Artenschutz, Forschung, Information der Öffentlichkeit – die Charles Darwin Station steht exemplarisch für die vielen wichtigen Aufgaben von biologischen Feldstationen (BFS) und für deren oft unsichere Existenz. Forscher des IGB und der renommierte Ökologe Gene E. Likens haben erstmals eine weltweite Bestandsaufnahme durchgeführt: Die meisten der knapp 1300 BFS befinden sich in wenig besiedelten Gebieten. Dabei wäre Forschung auch dort wichtig, wo der menschliche Einfluss auf die Umwelt besonders groß ist.

Luftaufnahme der Biologischen Feldstation „Seelabor“  des IGB: In 24 Seen im See können Forscher die  Auswirkungen des Klimawandels auf aquatischen Lebewesen und ökologische Vorgänge in Seen untersuchen. | © Peter Casper/IGB

Ob Artensterben, Landnutzungsänderungen oder Klimawandel – mit Hilfe von BFS können Wissenschaftler globale Veränderungen an Ort und Stelle beobachten und erforschen. Außerdem nehmen diese eine wichtige Rolle für die Bildung und Information der Öffentlichkeit ein. Nun haben Forscher vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und vom Cary Institute of Ecosystem Studies in Millbrook (New York, USA) erstmals umfassende Informationen zu den weltweit verbreiteten Stationen zusammengeführt. Das Forscherteam um die IGB-Wissenschaftlerin Laura Tydecks erfasste insgesamt 1268 aktive BFS, die sich auf 120 Staaten verteilen. Sie decken in ihrem Schwerpunkt marine, limnische und terrestrische Systeme ab.

Diese einzigartige Infrastruktur zur globalen Umweltbeobachtung fehlt in einigen sensiblen Gebieten

Forschungsstationen sind zumeist in naturnahen und artenreichen Ökosystemen angesiedelt, oft wurden sie ursprünglich als Stationen zum aktiven Naturschutz gegründet, wie etwa die Tundra Ecosystem Research Station in der südlichen Randzone der Arktis in Kanada. Hingegen sind in stark vom Menschen geprägten Gegenden nur wenige BFS zu finden, darunter die Ökologische Rheinstation auf einem ehemaligen Rheinschiff in Köln. IGB-Direktor Klement Tockner betont: „Wir müssen die Umweltveränderungen dort dokumentieren, wo der menschliche Einfluss besonders ausgeprägt ist. Zugleich sind sensible Gebiete wie Savannen, Wüsten, Bergregionen und küstennahen Regionen wichtige Frühwarnsysteme für den globalen Umweltwandel.“ Laut der Autoren ist eine einheitliche Strategie für die Gründung neuer BFS nötig, um die Beobachtung, Forschung, Bildung und den Informationsaustausch entlang verschiedener Umweltgradienten und geopolitischer Zonen sicherzustellen.

Gleichzeitig sind BFS aufgrund finanzieller Unsicherheiten, mangelndem öffentlichen Interesse und schlechter Führung immer wieder von der Schließung gefährdet. Klement Tockner hebt hervor: „Wir brauchen dringend solide Langzeitdaten, die den rasanten globalen Wandel und dessen Ursachen dokumentieren, um künftig klare Prioritären im Umweltmanagement zu setzen. BFS sind als Infrastruktur bei der Unterstützung globaler Programme und Netzwerke, wie der Zwischenstaatlichen Plattform für Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES) und dem Globalen Beobachtungsnetzwerk von Seen (GLEON) unersetzlich. Diese einzigartige Gelegenheit darf nicht verpasst werden.“

Gene E. Likens, Gewinner des Blue Planet Prize 2003 und Gründungsdirektor und Ehrenpräsident des Cary Institute of Ecosystem Studies, betont die herausragende Rolle der BFS in der Ausbildung von Studenten der Umweltforschung, die in dieser Breite nicht auf einem Universitätscampus erreicht werden kann.  Daher sollten BFS auch in Zukunft eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung der nächsten Generation von U­mweltwissenschaftlern spielen. BFS formen einen einzigartigen „Schatz“, der unserer Unterstützung bedarf.

Die Datenbank über biologische Feldstationen ist in die „Freshwater Information Platform“ integriert.

 

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