Einblick

„Gute Leute aus aller Welt sollen gerne und unter den besten Bedingungen am IGB arbeiten“

Ausgezeichnete Personalentwicklung am IGB
Für unsere Strategie zur Personalentwicklung wurden wir von der Europäischen Kommission mit dem „HR Excellence in Research Award“ ausgezeichnet. Alle drei Jahre nehmen wir neue Aufgaben ins Visier, deren Umsetzung regelmäßig extern begutachtet wird. Kirsten Pohlmann, unsere Koordinatorin für Karriereentwicklung, erklärt den Prozess hinter der „Human Resources Strategy for Researchers“ (HRS4R).

Foto: IGB

Das IGB durchläuft zurzeit die dritte Evaluierung nach dem HRS4R-Standard der Europäischen Kommission. Die erste Frage ist einfach: Warum?

Kirsten Pohlmann: Die Antwort ist eigentlich auch simpel: Wir wollen dafür sorgen, dass gute Leute gerne und unter den besten Bedingungen bei uns arbeiten – und dass die, die noch am Anfang stehen, bestmöglich auf ihre Laufbahn inner- oder außerhalb der Wissenschaft vorbereitet werden.

Warum hat sich das IGB für den „extra Aufwand“ eines EU-Programms entschieden?

Als ich als Postdoktorandin ans Institut kam, gab es weniger Doktorand*innen und Postdocs als heute, sodass deren Weiterbildung noch leichter individuell durch die Betreuer*innen abgedeckt werden konnte. Dann wurde unser wissenschaftlicher Nachwuchs erfreulicherweise immer internationaler und zahlreicher, und damit die Schwerpunkte in den Studiengängen unterschiedlicher. Aus anfänglichen Statistikkursen entwickelte sich das IGB-Promotionsprogramm. Und dadurch wiederum erkannten wir den Bedarf für eine systematische Karriereunterstützung für alle Mitarbeitenden am IGB.

Der Statistikkurs hat also Karriere gemacht…

…und den Weg für weitere zentral organisierte Personalentwicklungsmaßnahmen geebnet. Es folgten Schulungen für junge Gruppenleiter*innen und dann für alle Führungskräfte – und schließlich der Wunsch nach noch mehr Stringenz und Verbindlichkeit. Weil das IGB ein international ausgerichtetes Forschungsinstitut ist, haben wir uns für das HRS4R-Programm der EU entschieden. Ein weiterer Pluspunkt ist hier, dass wir viel von anderen europäischen Institutionen lernen, die schon weiter bzw. besser sind.

Was hat sich durch den HRS4R-Prozess für die Mitarbeitenden am IGB verändert?

Wir hätten natürlich auch weiterhin „aus freien Stücken“ an uns arbeiten können. Aber durch den offiziellen Prozess hat die Personalentwicklung am IGB noch einmal an Priorität gewonnen – und wir können die nötigen Veränderungen gezielter vorantreiben. Die Entwicklung der Maßnahmen ist sehr partizipatorisch angelegt: dass wir unsere Personalentwicklungsstrategie verbessern, wurde von der Institutsleitung entschieden. Die konkreten Maßnahmen aber werden von Vertreter*innen aller Mitarbeitendengruppen entwickelt und mit der Direktion abgestimmt. Eine hervorragende Arbeitsteilung, die sicherstellt, dass alle hinter den Maßnahmen stehen. Dank des Prozesses müssen wir uns immer wieder ehrlich und strukturiert fragen, in welchen Bereichen es bei uns hapert.

Und wo hapert es am IGB?

Das waren zu Beginn zum Beispiel die Themen Internationalisierung und die damit einhergehende Zweisprachigkeit des Instituts, die „vergessenen“ Postdoktorand*innen oder intransparente Stellenvergabe- und Entfristungsverfahren. Inzwischen sind wir in Sachen Englisch gut aufgestellt und müssen eher wieder ein Auge auf die deutschsprachigen Inhalte haben – die Mehrsprachigkeit für alle zufriedenstellend umzusetzen, begleitet uns also über längere Zeit. Für die Postdoktorand*innen haben wir jetzt eine Postdoc-Society, einen Fortbildungsetat und jährliche Vernetzungstreffen. Und unsere Rekrutierungsrichtlinie und das Tenure-Track-Verfahren sind nun klar strukturiert, verbindlich und dienen sogar anderen Instituten als Vorlagen.

Das klingt, als hätte sich der HRS4R-Prozess für das IGB bewährt.

Ja, über die Jahre hat sich gezeigt, wie wertvoll es ist einen Plan zu haben, der uns dabei hilft, unsere Baustellen systematisch anzugehen und auch die Schlaglöcher nicht aus den Augen zu verlieren. So hinken wir vielen Entwicklungen nicht hinterher, sondern sind einigen sogar voraus. Im Rahmen unseres zweiten Aktionsplanes wollten wir zum Beispiel einen Rekrutierungsprozess entwickeln, der hohen internationalen Standards entspricht. Also haben wir uns den ersten OTM-R-Entwurf der EU geschnappt und das „Open, Transparent and Merit-based Recruitment of Researchers“ umgesetzt und waren den nationalen Regelungen damit um Jahre voraus – und konnten exzellente Wissenschaftler*innen aus aller Welt gewinnen. Ein weiterer Vorteil über den wir uns später freuen konnten: im Horizon-2020-Förderprogramm haben es Institute mit dem „HR Excellence in Research Award“ deutlich einfacher bei der Förderantragstellung.

Welche Maßnahmen haben es in den aktuellen Aktionsplan geschafft?

Mittlerweile interpretieren wir „4R“ – also „for Researchers“ – deutlich breiter und haben auch unseren Blick für das wissenschaftsunterstützende Personal geschärft, ohne das die IGB-Forschung ja nicht möglich wäre. Wir wollen unsere technischen und methodischen Kompetenzen besser bündeln und in diesem Feld auch die Weiterbildung unserer Mitarbeitenden stärken. Außerdem wollen wir bis 2023 ein Diversity-Konzept fürs IGB erarbeiten und unsere Gleichstellungsbemühungen noch einmal deutlich intensivieren. Fast fertig sind wir mit unserer Richtlinie gegen sexuelle Belästigung, die dann auch durch Schulungen flankiert wird. Weitere Schwerpunkte für die nächsten drei Jahre sind die Themen Open Science, unsere interne Kommunikation sowie die Erneuerung unserer IT-Infrastruktur, wodurch unter anderem hybrides Arbeiten erleichtert werden soll. Die Unterstützung internationaler Forschungspraktika für unsere Nachwuchswissenschaftler*innen steht auch im Plan – um nur einige der rund 70 Maßnahmen zu nennen.

Sorgen Sie sich um das Ergebnis der aktuellen Evaluierung?

Nun ja, wer wird schon gerne examiniert? Eigentlich bin ich vor allem gespannt. Die Gutachter*innen schauen sich an, ob wir unseren Aktionsplan 2017-2020 erfolgreich umgesetzt haben. Und sie beurteilen, ob wir für 2021-2023 zu ambitioniert oder nicht ambitioniert genug sind, ob die Maßnahmen erfolgsversprechend sind oder ob wir wichtige Aspekte unter den Tisch haben fallen lassen. Natürlich könnten wir uns freuen, wenn das Ergebnis lautet, dass einfach alles perfekt gedacht und umgesetzt ist. Aber besser geht ja bekanntlich immer. Also sind wir gespannt auf die Vorschläge, wo und wie wir noch an uns arbeiten können. Die Gutachter*innen bringen die Erfahrungen aus ihren eigenen und anderen europäischen Forschungseinrichtungen ein, sodass wir mit vielen guten Ideen rechnen können.

Das Gespräch führte Katharina Bunk.

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