HaffStör

Untersuchung der Konflikte zwischen geschützten Arten, insbesondere Baltischen Stören, und der anthropogenen Nutzung am Beispiel der Stellnetzfischerei im Oderhaff, Achterwasser und Peenestrom
Junger Stör

© Christiane John

Bereits seit 2007 werden im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts jährlich Jungfische des seltenen Baltischen Störs in die Oder ausgewildert. Von dort wandern die Tiere in die Ostsee ab und kehren erst viele Jahre später zurück, um sich im Fluss fortzupflanzen. Doch wie viele der jungen Störe überstehen die Wanderung ins Meer? Welchen Gefahren sind sie auf ihrem Weg durch das Oderhaff, das Achterwasser und den Peenestrom ausgesetzt? Und welche Rolle spielt die Fischerei? Diesen und weiteren Frage geht das neue Forschungsprojekt „HaffStör“ nach, das am 1. Mai 2024 gestartet ist.

Niedrige Melderaten ausgewilderter Störe in den Gewässern der Pommerschen Bucht und in der westlichen Ostsee  deuten schon länger darauf hin, dass viele Tiere die Durchwanderung der inneren Küstengewässer im Odermündungsgebiet nicht überstehen. Selbst nach Besatzmaßnahmen in der Oder bleiben die von Fischern gemeldeten Beifänge in den Küstengewässern auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine „Meldemüdigkeit“ der marinen Fischerei scheidet als Grund für die niedrigen Zahlen jedoch aus, denn nach Besatzmaßnahmen in Küstennähe ist ein starker Anstieg bei der Meldehäufigkeit von Fängen markierter Störe zu verzeichnen.  Auch Fangmeldungen aus den Gewässern im Unteren Odertal stehen in einem proportionalen Verhältnis zu der Anzahl der besetzten Fische.

Viele der kleinen Störe überleben die Wanderung in die Ostsee scheinbar nicht 

Die geringe Meldefrequenz in den Küstengewässern legt daher eine hohe Sterblichkeit der besetzten Tiere in den Bereichen Dąbie See, Hafen Stettin und Stettiner Haff nahe. 

Ein Grund für diese angenommene Sterblichkeit könnte der Einfluss der Fischerei sein, etwa durch die Sterblichkeit im Beifang oder durch illegale Entnahme. Die Tiere könnten aber auch vermehrt infolge anderer Eingriffe, wie dem Ausbau der Hafeninfrastruktur oder natürlicher Ursachen sterben.    

HaffStör ergründet Ursachen der Sterblichkeit

Die Ursachen klar zu identifizieren ist wichtig, um die Maßnahmen für den Artenschutz und in der lokalen Fischerei anpassen zu können. Hier setzt das neue Projekt HaffStör an:  Es soll die fachlichen Grundlagen für ein adaptives Management sowohl der Besatzplanung als auch der Fischerei schaffen. 

Im Rahmen der Untersuchungen werden die Wanderungen der Störe, ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeiten und Überlebensraten mittels telemetrischer Untersuchungen bestimmt. In begleitenden Untersuchungen erhoffen sich die Forschenden konkrete Daten zum räumlichen und zeitlichen Einsatz der  Fischereitechniken in der Region. Daraus soll ermittelt werden, ob die Fischerei als Einflussfaktor eine bedeutende Rolle spielen.  

Die Populationsentwicklung besser verfolgen und das Management anpassen

Die Etablierung eines mit polnischen Partnern abgestimmten Monitorings der Populationsentwicklung ist ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Datengrundlage für ein adaptives Management, wie es im Aktionsplan der HELCOM gefordert wird. Dabei ist auch die Kenntnis um Einflussfaktoren auf das Überleben der Tiere von Bedeutung, um gezielte Maßnahmen zu deren Minderung entwickeln zu können. 

Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund neuer Bedrohungen für die Fischbestände der Oder, wie zum Beispiel der toxische Blüte der Brackwasseralge Prymnesium parvum, dem Verlust von Lebensraum  durch den Ausbau der Oder oder dem Bau neuer Stauhaltungen und Wasserkraftanlagen, dringend notwendig. Nur durch ein angepasstes Management lässt sich die Resilienz, also die natürliche Widerstandskraft des Flusssystems und seiner Lebewesen erhöhen. 

Wiederansiedlungsbemühungen werden fortgesetzt

Grundlage der Arbeiten im Projekt ist die Auswilderung von Jungfischen des Baltischen Störs, um den Bestandsaufbau weiter zu stützen. Dazu werden die Jungfische, sobald sie eigenständig fressen können, in einem Containersystem mit Oderwasser aufgezogen. Durch diese Aufzucht im unmittelbaren Einzugsgebiet wird eine hohe Anpassung an und eine Prägung auf das Heimatgewässer erreicht, was zu einer deutlichen Verbesserung der Fitness der Besatztiere führt. Im Rahmen des Vorhabens sollen so jährlich ca. 25.000 Jungfische in die Oder entlassen werden.

Short Profile

Duration

01.05.2024
31.12.2026
Department
(Abt. 4) Biologie der Fische, Fischerei und Aquakultur
Research Domain
Aquatische Biodiversität im Anthropozän
Team
Projektleiter
Topic
Funded by

Nationales Artenhilfsprogramm des BfN mit Mitteln des BMUV

Partners

Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA)

Universität Stettin

Lokale Fischerei 

Polnischer Anglerverband in Westpommern 

Deutsche und polnische Umweltverbände

Contact person

Jörn Gessner

Forschungsgruppenleiter*in
Research group
Wiedereinbürgerung atlantischer Störe in Deutschland

Share page