Blitzlicht
Nadja Neumann

Instrument zur Risikobewertung Europäischer Wasserkraftwerke

Wasserkraftanlagen zerstückeln aquatische Lebensräume und gefährden die dort lebenden und wandernden Fische. Forschende unter Leitung des IGB entwickelten den Europäische Fischgefährdungsindex (European Fish Hazard Index, EFHI). Er hilft, die Risiken von Wasserkraftwerken zu bewerten. Berücksichtigt werden anlagenspezifische Risiken, aber auch die Sensibilität der betroffenen Fischgemeinschaften und regionale Schutzziele.

Viele Fließgewässer sind durch Wasserkraftanlagen zerstückelt. I Foto: Jörn Gessner

„Der Europäische Fischgefährdungsindex soll die nachhaltige Modernisierung von Wasserkraftanlagen unterstützen – und dabei helfen, die Legitimität und Rentabilität der einzelnen Anlagen objektiv zu prüfen“, sagt IGB-Wissenschaftler Ruben van Treeck, Erstautor der Studie.

Mehr als die Hälfte der europäischen Kleinwasserkraftwerke ist modernisierungsbedürftig

Eine solche objektive Bewertungshilfe ist dringend nötig: Wie die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, muss bald ein beträchtlicher Teil aller Wasserkraftwerke weltweit umgerüstet oder modernisiert werden – etwa 65 Prozent der Kleinwasserkraftwerke in Westeuropa und 50 Prozent in Osteuropa sind über 40 Jahre alt.

Index ist für die meisten in Europa vorkommenden Anlagentypen geeignet

Der Europäische Fischgefährdungsindex  wurde im Rahmen des EU Horizon 2020 Projekts FIThydro entwickelt. Er ist die europäische Anpassung an den Bewertungsindex zum Sterberisiko von Fischen an Wasserkraftanlagen, der kürzlich in Zusammenarbeit von IGB und Bundesamt für Naturschutz (BfN) entstanden ist. Der Europäische Fischgefährdungsindex  lässt sich für verschiedenste Anlagentypen anwenden. Er hat ein Inventar von 168 Fischarten implementiert, die in europäischen Gewässern heimisch sind und die nach ihrem Sterberisiko klassifiziert wurden. Der EFHI unterstützt die Planung von Schutzmaßnahmen, indem er deren Auswirkung in einem transparenten Gefährdungsscore abbildet. Dabei berücksichtigt der EFHI vor Ort relevante Gewässer- oder Fischschutzziele und geltende europäische Regelwerke, wie die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, die Wasserrahmenrichtlinie, oder die Aalverordnung.

„Wir hoffen, dass eine weitverbreitete Anwendung des EFHI potenziell gravierende negative Auswirkungen der Wasserkraft systematisch aufdeckt und somit die Bemühungen, Europas Flüsse zu schützen, effektiv unterstützen kann“, resümiert der Studienleiter Dr. Christian Wolter vom IGB. Dies ist insbesondere wichtig, weil die Flüsse Europas zu den am stärksten zerstückelten der Welt zählen.

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Ansprechpersonen

Christian Wolter

Forschungsgruppenleiter*in
Forschungsgruppe
Fließgewässerrevitalisierung

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